CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Djamra - Kamihitoe
(64:38, Poseidon / Musea, 2006)

Die Japaner Djamra gehören zu den unerschütterlich Wilden, die ganz und gar unberechenbar sind. Jede ihrer bisherigen CDs wartete mit einiger Stilbreite auf, so auch das unmerkbare "Kamihitoe", das aus Heavy Jazz-Funk, Fusion, King Crimson-Heavyrock, auch mal einem Ska-Bläsersatz und schrägem Diskopunk besteht und diesen steten Stilbruch mit Verve und Elan betreiben. Mal kann man nach so einem Dings von Song geradezu tanzen, dann wieder spielen Djamra mordskomplexen Heavy-Prog; eben noch rasieren die den Jazzrasen mit deftigem Funk, lassen sich kurz im lyrischen Modern Jazz nieder und geben dann ihrem Gitarristen den Auftrag, das Finale mit einem Avantrock-Metal-Solo zu krönen. Willkommen bei Djamra, der (...doch, der) abstrakt gemäßigten Soundschmiede der ewig jungen Energie, in der die Band viel Spaß hat und für jeden Krach zu haben ist, so lange er laut ist! Akira Ishikawa (g), Masaharu Nakakita (b), Takehiko Fukuda (key), Shinji Kitamura (sax) und Akihiro Enomoto (dr) sind sich darin einig, dass das wichtigste Melodieinstrument das Saxophon ist. Ansonsten wäre die Band wohl im Avantrock kommerziell deutlich erfolgreicher. Den Prog-Fans, denen Djamra wohl am nächsten steht, wird es zu viel Saxophon geben, vielleicht ist ihnen das undefinierbar schräge Gitarrenspiel auch zu eigen oder im plötzlichen Wechsel von ultrakomplexem Prog zu Avant-Disko-Pop brechen die gewohnten Gedankengänge zusammen!?! "Kamihitoe" ist ein unglaublich lebendiges, würziges, schräges, witziges und erregendes Album, das ich nur unbedingt allen empfehle, die auf eben genannte Attribute in der Mainstream fernen Rockmusik stehen - tolles Saxophon-Gedröhn! Und dabei nicht mal so ganz wild. Repeat...

Volkmar Mantei



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