CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Colour Haze - Tempel
(48:20, Elektrohasch Records, 2006)

Bei Wikipedia werden sie ganz unbescheiden als die "bekannteste deutsche Stonerrock Band" geführt, beim legendären Herzberg Festival gehörten sie seit dem Jahr 2000 schon 3x zum Line Up, aber auch ansonsten erfreuen sich Colour Haze, nach Auftritten quer durch Europa, einer momentan immer noch wachsenden Beliebtheit. Seit 1994 ist das aus München kommende Trio mittlerweile aktiv, und mit ihrem aktuellen Album "Tempel" starten sie nochmals richtig durch. Auch wenn der Stonerrock des Dreiers vor allem auf schleppende, aber mächtige Black Sabbath ähnliche Riffs baut bzw. vom Ansatz her ebenfalls an Kyuss erinnert, so haben sie sich mittlerweile ihre ganz eigene Nische erspielt, die vor allem von hypnotischer Atmosphäre und langen, trippigen Instrumentalpassagen lebt. Der Gesang wird meist nur lautmalerisch als weiteres Instrument eingesetzt, es entstehen dadurch sich langsam aufbauende Soundkaskaden, die immer wieder einen kräftigen Flirt hin zum Psychedelic Rock wagen, aber auch dem 70's Rock nicht abgeneigt sind. So dröhnen die Klangspektakel mit grooviger Intensität, wird man durch die rohe, direkte Energie in den Bann gezogen, versetzt einen diese Art von Musik - sofern man ein Faible für diese Variante des Stonerrocks hat - in einen ganz eigenen Rauschzustand von endloser Weite und lässiger Entspanntheit. "Tempel" ist ein Album zum Fallenlassen, zum Davontragen, auch wenn einem hier zum Teil richtig heftige Riffs um die Ohren geblasen werden. Doch die relaxte Verspieltheit und das gekonnte Zurücknehmen von Tempo und Power wirken fesselnd und spannend zugleich. Das Album ist übrigens parallel zur CD ebenfalls als Vinylausgabe im Klappcover erschienen, so dass jeder selbst entscheiden darf, welche Version einem nun für die heimische Anlage lieber ist.

Kristian Selm



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