CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Adrian Belew - Side Three
(38:45, Sanctuary, 2006)
Die dritte Seite von Adrian Belew sieht zu Beginn unheimlich humorig und rockig aus. Nachdem auf den beiden Vorgängern "Side One" und "Side Two" fast komplett die experimentellere bzw. klanglich abenteuerliche Schiene gefahren wurde, ist der letzte Teil der Trilogie der augenscheinlich zugänglichste. Zumindest zu Beginn. Denn nach recht fröhlichen Klängen zur Auflockerung, bedient sich Belew nicht wieder vermehrt bei elektronischen Klängen oder er spielt einfach "nur" Rockmusik mit oftmals herrlich schräg jaulender Gitarre. Er mag es eben einfach eine Spur ungewöhnlicher, abgefahrener, aber auf "Side Three" gibt es als innere Balance immerhin den Mut zu etwas mehr Melodien und einigen sehr humorigen Texten. Die 12 Songs auf diesem Album sind so etwas wie ein Streifzug durch die Vergangenheit und Gegenwart von Adrian Belew. Mal fühlt man sich an Waviges im Stil der Talking Heads erinnert, dann kommen Erinnerungen an sein anderes Solomaterial mit Beatles-Einschlag auf oder der herbe crimsoneske Weg wird eingeschlagen. Dazwischen haben sich aber auch einige verstörte Klangexperimente gemogelt, die eher nach Underground Filmmusik klingen - nicht von ungefähr heißt einer dieser Beiträge "Cinemusic". Daneben gibt es ein Wiederhören mit Mitstreitern aus der aktuellen Vergangenheit (u.a. Primus Les Claypool) bzw. langjährigen Weggefährten (Robert Fripp gibt sich bei einem Song die Ehre). Auch Mel Collins verfeinert mit einem Gastauftritt einen Song durch sein Saxophonspiel. Leider ist auch dieses facettenreiche Album wieder mal nicht besonders lang geraten, vielleicht werden ja mal die drei Teile dieser Trilogie auf eine Doppel CD zu einem vernünftigen Preis gepackt. Zudem ist "Side Three", im Gegensatz zu seinen Vorgängern, nur als Export CD erhältlich.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006