CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Colin Bass / Józef Skrzek - Planetarium
(79:44, Oskar, 2006)
Colin Bass ist als Bassist von Camel bekannt und hat später auch einige Soloalben veröffentlicht, die sich hauptsächlich im eingängigen Songformat präsentieren, hierbei aber jedoch einen atmosphärischen Tiefgang nicht vermissen lassen. Seine Konzertaktivitäten führten ihn auch nach Polen, wo er mit Mitgliedern von Quidam zusammenarbeitete. Somit hat er eine besondere Verbindung zu diesem Land. Am 29.04.2004 trat er mit niemand geringerem als dem SBB-Mastermind Józef Skrezek im Planetarium der polnischen Stadt Chorzów auf und widmete sich in sparsam arrangierten Songs durchweg beschaulich-ruhigen Melodien. Die behutsam gezupfte akustische Gitarre unternimmt zusammen mit den elegischen Synthieflächen eine romantische Reise in zartgliedrige Klangbereiche, die von einer pastoralen Beschaulichkeit geprägt sind. Colin Bass steht hier vornehmlich für das im gepflegten Singer-Songwriter-Format gehaltene, ruhige Grundgerüst. Józef Skrzek lässt hierzu die Tasten in von seinem Solowerk bekannter andächtiger und spiritueller Manier entlang perlen. Im Opener "Star Overture" überwiegt noch ein elektronischer Anstrich, der in tief verbeugender Andacht einen warmen Raumklang entwickelt. Mit den nachfolgenden Nummern "Eli" und "Goodbye to Albion" wird dann erst mal in schon folkloristisch anmutender Beschaulichkeit weichen Tonfolgen gefrönt. Der klare Klang der akustischen Gitarre und erstaunlich organisch anmutende Synthesizereinlagen wissen auch die nachfolgenden Kompositionen mit sehr intimem und leidenschaftlich vorgetragenem Tiefgang zu versehen. "Freedom with us" ist in seiner Grundstruktur schon von SBB und dem Solowerk von Józef Skrzek bekannt und wird hier gekonnt auf eine sparsame Basis reduziert, die in einem bedächtig dahin fließenden Songaufbau zu einer feingliedrigen Leidenschaft emporsteigt. Diese spirituelle Wärme kann nachfolgend mit "As far as I can see" fortgesetzt werden, wo Colin Bass die stilistische Oberhand gewinnt und seinen melodischen Singer-Songwriter-Stil zum Vortrag bringt "Planetarium" ist ein Album der durchweg ruhigen Momente und vermag in stimmungsvollen Melodien eine wohlig-warme Kerzenlichtatmosphäre zu versprühen. Wer immer energievollen bzw. komplexen Progrock erwartet, sollte dies bedenken und den hier praktizierten sparsam arrangierten Melodienfluss nicht als zu schlicht bezeichnen. Zum Ende hin hätte zugegebenermaßen der eine oder andere klitzekleine emotionale Ausbruch nicht unbedingt geschadet.
Horst Straske
© Progressive Newsletter 2006