CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Ashada - Circulation
(36:24, Poseidon / Musea, 2006)

Den Preis für das einfallsloseste Cover der Ausgabe haben Ashada mit Sicherheit verdient, denn mehr als 5 Minuten wurden hier sicherlich nicht investiert. Ganz im Gegensatz zur Musik, die sicherlich keine schnell aufgekochte 5-Minuten Terrine ist. Denn was die beiden Damen aus Fernost zusammen mit diversen Gastmusikern (u.a. Mitgliedern der Jazz Prog Rock Formation KBB) zusammengekocht haben, verfügt über Originalität und der richtigen Balance aus Gefühl und schwungvoller Virtuosität. Dies fängt schon mal damit an, dass das Akkordeon eine nicht unerhebliche Rolle in der Musik der beiden Asiatinnen einnimmt. Aber auch ansonsten sind es eher akustische Instrumente wie Mandoline, Violine oder Klavier, mit denen der musikalische Ideenreichtum transportiert wird. So bekommt man bei den beiden Openern über flotter Rhythmik folkloristischen Prog Rock geboten, der neben seiner lockeren Beschwingtheit dennoch über spielerische Eleganz verfügt. Doch noch dem interessanten Beginn geht es als Ausgleich in den folgenden Titeln in ganz andere Regionen. Diverse Gesangsstücke wie der dritte Titel (dessen Namen ich mir aufgrund des fehlenden japanischen Zeichensatzes erspare) sind trotz aller fragiler Schönheit, nicht unbedingt leichte Kost für westliche Ohren, da man hier stimmlich eben in ganz anderen Regionen und Tonfolgen tiriliert. Der leicht mystische, World Music artige Unterton, der die Gesangstitel immer wieder bestimmt, hat dennoch seinen ganz eigenen faszinierenden Reiz. Leider geht das Tempo des Beginns verloren, hier wird um einige Gänge zurückgeschaltet. Zugleich durchzieht ein melancholischer Unterton die Songs. Ashada haben nichts mit den sonstigen Hochglanz- und Bombast-Produktionen aus Nippon gemeinsam, dennoch herrscht hier eine ganz eigene fernöstliche, irgendwie traurige, aber auch hoffnungsvolle Stimmung vor, die man in dieser Zusammensetzung so eben nicht in unseren Breiten findet. Mal was anderes aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Kristian Selm



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