CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Derek Sherinian - Blood of the snake
(53:01, InsideOut, 2006)
Die Hassliebe geht in die nächste Runde. Nach seiner erfolgreichen Mitarbeit in der Band von Billy Idol, macht sich Derek Sherinian mal wieder daran, mit seinem mittlerweile fünften Soloalbum seine Fans zu begeistern und seinen Kritikern wieder neues Futter zu liefern. Alles klar? Nicht ganz. "Blood of the snake" ist das vielleicht stilistisch abwechslungsreichste, aber auch kompositorisch gereifteste Album des amerikanischen Tastenmeisters. Die Songs sind eben nicht nur Gefrickel auf höchstem Niveau, sondern durch balladenhafte Töne, aber auch orientalischen Einfluss wird der instrumentale Overkill in wesentlich geordnetere Bahnen gelenkt. Dem Prog Metal / Metal der Vorgängeralben wurde eine gehörige Prise Jazz Rock / Fusion hinzugefügt, wie man ihn bisher vor allem beim Sherinian Bandprojekt Planet X fand. Natürlich sind auch dieses mal wieder jede Menge namhafte Gastmusiker am Start, wie z.B. Simon Phillips am Schlagzeug, Yngwie Malmsteen und Zakk Wylde an der Gitarre oder Tony Franklin am Bass, die für hervorragende Instrumentalkunst sorgen. Doch auch der Auftritt vom ehemaligen Dream Theater Bandkollegen John Petrucci bringt herrliche Duelle an Tasten und Saiten hervor. Als besonderer Gag dürfen dann auch noch Billy Idol und Slash mit dem Mungo Jerry Gassenhauser "In the summertime" einen augenzwinkernden Ausklang des Albums abliefern. War es bisher immer recht schwer, bei Sherinian die Unterschiede in den einzelnen Songs auszumachen, so sind die Unterschiede bei "Blood of the snake" doch um einiges prägnanter ausgearbeitet und machen diese Scheibe vielleicht auch für diejenigen interessant, die bisher eher mit Skepsis auf dessen Solo-Output reagierten. Für die Freunde filigraner Instrumentalmusik mit mächtig viel Wums ist diese Scheibe fast schon Pflicht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006