CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Magenta - Home
(67:53, F2 Records, 2006)

Setzten Magenta bei ihrem Studiodebüt "Revolutions" fast komplett auf Longsongs, war der Nachfolger "Seven" ein Konzeptwerk über die sieben Todsünden, so geht es auf dem dritten Album "Home" etwas mehr in die songorientierte Ecke, auch wenn fast alle Songs ineinanderfließen und wiederum konzeptuell zusammengehalten werden. "Home" klingt grundsätzlich zurückgenommener, weniger bombastisch, noch viel mehr auf die wunderbare Stimme der Frontdame Christina zugeschnitten als die beiden Vorgänger. Auch hat sich die Band musikalisch fast vollständig von ihren musikalischen Vorbildern freigeschwommen und klingt auf diesem Album am bisher eigenständigsten. Natürlich findet man immer noch Elemente bzw. deutliche Anlehnungen an z.B. Yes, Genesis, Pink Floyd oder auch Mike Oldfield, ist der stilistische Mix grundsätzlich der Gleiche geblieben. 70s Progressive Rock wird mit neo-proggier Melodieseligkeit gepaart, dies aber sehr geschmackvoll und ohne jegliche Peinlichkeiten. Doch gerade die zumeist intimere, bisweilen auch akustisch geprägte Interpretation (u.a. mit Troy Donockley von Iona als einer der unzähligen Gastmusiker), das Zurückfahren der Instrumentalteile, offenbart eine ganz andere Facette von Magenta, nämlich das Vertrauen auf melodische Kraft und Eingängigkeit. Dies erscheint im ersten Augenblick vielleicht weniger spektakulär und mitreißender, doch sorgt die inhaltliche Neuorientierung bzw. Betonung von mehr Gesangs- und weniger Instrumentalparts für andere interessante Aspekte. Denn immer dann, wenn sich die Instrumente, vor allem die Gitarre, freischwimmen, dann kommen deren gefühlvolle Soloteile noch viel besser und prägnanter zur Geltung. "Home" ist ein Album, das vor allem auf ergreifende Melodik, sanfte, aber nicht platte Harmonien, aber auch einen melancholischen Unterton setzt. Da gerade im zweiten Teil des Albums die rockigeren, bombastischen Momente zunehmen, fällt die innere Neuorientierung keineswegs zu schwer ins Gewicht. Das Album ist zudem als Doppel CD erhältlich, wobei der zweite "New York Suite" betitelte Silberling nochmals 40 Minuten zusätzliche Musik enthält und inhaltlich, wie auch musikalisch das gelungene, in sich stimmige Konzept bestens fortführt.

Kristian Selm



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