CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Karda Estra - The age of science and enlightment
(43:27, Cyclops, 2006)
Karda Estra gehören definitiv zu den absoluten Exoten im Cyclops Programm. Okay, das britische Label hat sich in der Vergangenheit schon des Öfteren von seinen ursprünglichen Neo Prog Wurzeln gelöst, doch die neo-klassischen, soundtrackartigen Alben von Karda Estra sind doch sehr weit entfernt von dem, was man ansonsten vom kleinen Speziallabel aus Surrey zu hören bekommt. "The age of science and enlightment" ist die mittlerweile sechste Veröffentlichung des Multi-Instrumentalisten Richard Wileman (Gitarre, Bass, Keyboards, Percussion), der sich wiederum auf eine ganz eigene Reise in seine Klangvorstellungen begibt. Die zumeist sehr friedfertige, fast schon spartanisch zusammengestellte Musik, bekommt vor allem durch Zoe Josey an Flöte, Alt- und Sopransaxophon ihre eigene Note. Der Chamber Rock des Briten hat nur sehr wenig mit den komplexen Attacken, den harten Ecken und Kanten seiner Kollegen vom Festland z.B. vom Schlage Univers Zero zu tun. Vielmehr ist die Musik von Karda Estra mehr im sinfonischen Bereich verwurzelt, erinnert stellenweise auch etwas an die Frühwerke von Mike Oldfield. Doch durchzieht die Musik ein leicht morbider, cineastischer Grundansatz, der charakterlich bestens zu düsteren Vampirfilmen aus der Stummfilmzeit passt. Die unterschwellig traurige, leicht psychotische Stimmung wird dabei besonders durch die Beiträge der Gastsängerinnen verstärkt, die ihre Stimmen mehr lautmalerisch denn solistisch einsetzen. So wie Mountain in den 70ern den Song "Theme from an imaginary western" einspielten, haben Kada Estra ein weiteres Album mit "Songs from an imaginary horror movie" eingespielt. Subtil, klassisch und stimmungsvoll.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006