CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Vanden Plas - Christ 0
(67:19, InsideOut, 2006)
Die letzten vier Jahre seit der 2002er Veröffentlichung von "Beyond daylight" waren nicht unbedingt eine Zeit des Ausruhens für die Musiker von Vanden Plas. Sänger Andy Kuntz veröffentlichte nicht nur sein konzeptuelles Solowerk "Abydos", welches dieses Jahr seine umjubelte Theaterpremiere feierte, die komplette Band arbeitete ebenfalls im Theaterumfeld u.a. bei den "Nostradamus" Aufführungen in Kaiserslautern und Hof. Genau auf diesen wertvollen Erfahrungsschatz baut "Christ 0", das bisher orchestralste und monumentalste Werk der Pfälzer auf. Dies liegt in erster Linie natürlich an der Unterstützung durch Chor und Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern, die dem sowieso schon wuchtigen, hymnischen Sound der Band nochmals einen draufsetzt. Dabei wiederstehen Vanden Plas jedoch glücklicherweise der Versuchung, hier zu viel zu wollen bzw. mit der klassischen Unterstützung die Arrangements unnötig aufzublähen. So werden die orchestralen Parts eher sparsam und wohl durchdacht eingesetzt, während die Pfälzer Prog Metaller ihr eigentliches Hauptaugenmerk wie gewohnt auf packende Melodien und kernige Instrumentalparts setzen. Vor allem beeindruckt wieder einmal mehr der homogene Gesamteindruck, für den sich die drei unterschiedlichen Songschreiber der Band auszeichnen. Orchester und Band verschmelzen zu einem Ganzen, die zehn Songs auf "Christ 0" verfügen über ein gehobenes Maß an Wiederkennungswert und inhaltlicher Dynamik. Zwar wird man bei einigen Melodien das Gefühl nicht los, dass man diese in leicht abgeänderter Form bereits auf den Vorgängeralben hörte, doch diese Selbstzitate tun dem positiven Eindruck dieses Albums letztendlich keinen Abbruch. Auch wenn man Vanden Plas eindeutig dem Prog Metal zuordnen kann, so haben sie doch ihre ganz eigene Nische gefunden, die Virtuosität und spielerisches Können in griffige Arrangements packt, die trotz ihrer Heftigkeit und Wucht einfach gut ins Ohr gehen. Nach so einem monumentalen Album fragt man sich natürlich unweigerlich, wie sich Vanden Plas beim nächsten Werk nochmals steigern wollen. Aber irgendwas wird dem schwermetallischen Fünfer schon einfallen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006