CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Umphrey's McGee - Safety by numbers
(54:54, InsideOut, 2006)
In Deutschland wurde man auf Umphrey's McGee vor allem durch ihr 2005er Album "Anchor drops" aufmerksam. Während die Band in den U.S.A. fast ständig auf Tour ist und zu den Vorreitern der sogenannten Jam Rock Bands zählt - einer Musikform, die neben dem Rückgriff auf die Wurzeln amerikanischer Musik von Blues, Country, Folk bis Rock und vor allem von der Interaktion zwischen Musikern und Publikum lebt - trauen sie sich dieses Jahr auch für einen kürzeren Europatrip (u.a. das dreitägige "Jam in the Dam" Festival in Amsterdam) in die alte Welt. Im Gepäck hat man dabei den aktuellen, insgesamt sechsten Longplayer "Safety by numbers", der inhaltlich eine etwas andere Facette der Amerikaner dokumentiert. War der Vorgänger durch seine quirlige, teils dem Progressive Rock entliehene Spielweise ein Album voller Überraschungen und irrwitziger Wendungen, so ist "Safety by numbers" um einiges ruhiger bzw. grooviger, aber vor allem wesentlich songdienlicher ausgefallen. Dennoch ist Musik der Band aus Chicago immer noch sprunghafter und inhaltlich abwechslungsreicher, als die anderer Genrekollegen. Mit der "Progbrille" betrachtet ist man jedoch zuerst etwas enttäuscht, da "Anchor drops" um einiges mitreißender ausfiel und auch ohne die bühnentechnische Umsetzung als reines Studiowerk überzeugen konnte. Die mehr auf die amerikanische Ursprünglichkeit setzende Attitüde von "Safety by numbers" erfährt dadurch noch eine weitere Betonung, als man als Gastmusiker Huey Lewis an Mundharmonika und Gesang gewinnen konnte. "Safety by numbers" wirkt relaxter, in sich ruhender, weit mehr in der reinen Rocktradition fußend. Dennoch verfügt auch dieses Album durchaus über seine magischen Momente, sowie flirrende Instrumentalparts, die die Qualitäten der Amerikaner unterstreichen. Letztendlich jedoch mehr ein Rock-, denn ein wie auch immer einzuordnendes Progalbum.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006