CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Kampec Dolores - Earth mother sky father
(54:18, Poseidon, 2005)

So trifft man sich wieder! Vor einigen Jahren hatte ich bereits das Vergnügen, die ungarische Formation Kampec Dolores live auf der Prog Stage des Burg Herzberg Festivals zu bewundern. Der Name grub sich irgendwie ins Gedächtnis ein, auch wenn die Musik nicht unbedingt so viel mit Progressive Rock am Hut hatte. Und auch der aktuelle Longplayer "Earth mother sky father" setzt wieder auf diesen eigenartigen Mix aus schrägen Passagen und World Music der verschiedensten Kulturkreise, der mir noch von damals in Erinnerung geblieben war. Vor allem setzt die fünfköpfige Band auf hüpfende, unstete Grooves, während ihre Musik inhaltlich sehr spannend irgendwo zwischen Orient und Okzident umherwandert. Da erinnert manches an leicht arabischen Einfluss, werden slawische Folkelemente eingewoben, während in anderen Momenten der Brückenschlag zur jüdischen Klezmer Musik geschlagen wird. Vor allem Flötist und Saxophonist Hu Grencsó steuert einige jazzige Akkorde bei, während die ausgezeichnete Sängerin Gabi Kenderesi schamanenhaft und beeindruckend ihre Stimmbänder in allen erdenklichen Tonlagen einsetzt. Doch hat diese CD mit dem gleichen Manko zu kämpfen, das auch schon das damalige Konzert bei mir hinterließ. Eine gewisse Zeit lang kann die interessant gestaltete und atmosphärisch vielschichtige Musik von Kampec Dolores durchaus begeistern, nach einer Weile schleichen sich irgendwie gewisse Abnutzungserscheinungen ein, da man sich als Hörer an den ersten Überraschungen satt gehört hat. Dies soll jetzt keineswegs die musikalischen Qualitäten von Kampec Dolores abwerten, vielleicht hängt das weitere Gefallen eben einfach nur mit der eigenen Begeisterung zusammen. Für offene Ohren auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Kristian Selm



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