CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Hidden Path - Before your eyes
(58:50, Privatpressung, 2005)
Pop-Importe aus Kolumbien sind ja spätestens seit Shakira und Juanes auch in unseren Breiten gerne gehört und vor allem gesehen. Mit Prog aus Kolumbien sieht es dagegen doch eher mau aus. So verwundert es dann auch nicht, wenn es sich bei den aus Bogota kommenden Hidden Path eigentlich vom Hauptansatz mehr um eine Metal Combo handelt, die aber immer wieder neo-klassische und ansatzweise auch Prog Elemente in ihren wuchtigen Stil einbaut. Ob es sich dabei jedoch um eine wirkliche Band handelt, wird irgendwie nicht so ganz klar, denn im Booklet ist lediglich Daniel Realphe als Alleinunterhalter an allen Instrumenten und am Mikrofon angegeben, auf dem begleitenden Pressezettel ist jedoch von einer richtigen Band die Rede, komisch, komisch... Hidden Path wirbelt sich mit erhöhtem Schalldruck durch eine Vielzahl von flotten Rhythmen, Breaks und Tempowechseln, vor allem die filigrane Gitarrenarbeit sticht dabei ins Auge, pardon, natürlich ins Ohr. Doch leider wirken das hektische Schnellgespiele und die seltenen, aber leider recht minderwertigen Gesangsleistungen, auf Dauer durchaus ermüdend und irgendwie ernüchternd. Technisch gibt's da sicherlich nichts zu meckern, doch wirken die Arrangements bisweilen arg zerstückelt, ist die spielerische Bandbreite von kernigen Heavyriffs aus den 80ern bis hin zu virtuoser Progsaiten-Akrobatik im Traumtheater Dunstkreis zwar durchaus beeindruckend, aber auch zu sehr auf Kabinettstückchen ausgerichtet. Saitenfreaks der härteren Schlagsaite dürfen hier sicherlich mal ein Ohr riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006