CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Daniel J - Losing time
(67:20, Progrock Records, 2005)
Interessantes Cover, was will der in Israel geborene und in den USA lebende Daniel J wohl mit der Anordnung der groß hervorgehobenen Buchstaben sagen? JL, als nächstes kommt ein o: JLo? Ist er der Schönheit der Latino Schauspielerin erlegen? Nun, der israelische Multiinstrumentalist und Komponist Daniel J sieht ähnlich schmuck aus. Musikalisch gibt es zwischen Daniel J und der hin und wieder als Schnulzenchanteuse auftretenden JLo allerdings keine Berührungspunkte. Daniel J steht für Progmetal in der Tradition von Dream Theater. Der talentierte Musiker zeigt auf "Losing time" seine Begabung für versierte Arrangements und druckvolle Songs. Die meisten Tracks krachen gut, rocken heftig, mal komplexer, mal straighter. Jedes Mal, wenn Daniel zum Gitarrensolo ansetzt, flippen die Stücke voll aus. Nicht nur, dass er verdammt gut weiß, seine Gitarre samt Sounds und Technik perfekt zu bedienen, seine Soli klingen wie gemeißelt, wie komponiert. Zumeist scharf wie Säbelhiebe, sitzen sie in den oftmals bösen und düster wirkenden Songs wir Götter auf ihrem Thron. Das Gros der Instrumente auf seinem Debüt spielt Daniel J (dr, b, lead-g, key) selbst. Als Hilfe haben ihm Iyasu Nagata (b), Euginio Ventimiglia (dr), Omer Zehavi (rhythm-g), Daniels Vater Jaroslav Jakubovic (sax) und als Special Guest Jordan Rudess (key) partiell zur Seite gestanden. Sicher gibt es auch ein paar Schwächen auf dem Album, so zum Beispiel der durchgehende, straighte Beat in "Theories in her head", etwas zu cool und aufgesetzt wirkende Momente wie im Opener "Black" oder einige etwas grob gemeißelte Arrangements, die statt hart zu rocken, stumpf, hölzern, aufgesetzt, pseudo wirken. Das sind einige wenige Stimmungen nur, zumeist weiß Daniel genau, was zu tun ist, um die emotionale Ausgewogenheit der Songs zu illuminieren. "All the same for you" ist eine etwas zu luftig und süß geratene Ballade, die Komposition ist recht banal, das Arrangement einmal mehr. Das Saxophonsolo seines Vaters ist noch das Beste an dem poppigen Stück. Die beiden beeindruckendsten Songs sind das heftige "Replaced" mit schön komplexem Instrumentalpart, in dem Vater und Sohn J sich mit Saxophon und Gitarre ausgeflippt, heftig und lange duellieren, absolut traumhaft! Der andere besondere Song ist das die CD abschließende, genau 10-minütige "Rush", das leise beginnt und sein episch angelegtes Thema langsam und verspielt angeht, um nach etlichen solistischen Parts symphonisch und entspannt ins Ziel zu gelangen. Toll gemacht! Nicht nur diese beiden, die meisten Songs auf "Losing time" haben Charakter und werden Progmetal Fans mit ihren vielen technischen Facetten gefallen. Und JLo, die gönnen wir ihm schon überhaupt, gell?
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2006