CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Steve Walsh - Shadowman
(48:54, Frontiers, 2005)
Während einige langgediente "Alt-Internationale" behutsam und im eigenen Saft schmorend auf die Rocker Rente zusteuern, gibt es glücklicherweise auch noch solche Künstler wie den Kansas Sänger Steve Walsh, der selbst nach mehr als 30 Jahren im Rockbusiness immer noch etwas zu sagen hat und sich keineswegs nur auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht. "Shadowman" ist die konsequente Fortsetzung und Weiterentwicklung seines vor fünf Jahren veröffentlichten letzten Solostreiches "Glossolalia". Die musikalische Frischzellenkur von Steve Walsh geht einher mit den beteiligten Musikern, denn außer einem Gastauftritt seines ex-Kollegen David Ragsdale an der Violine sind nur Musiker der aktuellen Prog- und Rockgarde vertreten. Joe Franco (Magellan) sorgt für Druck hinter der Schießbude, Collective Soul Saitenmann Joel Kosche hat die richtigen Licks und Riffs im Repertoire, während Symphony X Mastermind Michael Romeo einige pompöse Sinfonik Arrangements beisteuert. Steve Walsh bewahrt auf "Shadowman" seinen eigenen, leicht modernisierten Stil, der wesentlich härter und soundtechnisch aktueller ausfällt (die stampfenden Cowboy Rhythmen bei "Hell is full of heroes" dürften wohl sicherlich bei einigen für Stirnrunzeln sorgen), als das, was man von Kansas gewohnt ist. Einzig "After" erinnert nicht nur durch das Gegeige von David Ragsdale, sondern auch durch den inneren Aufbau, der in einem ausschweifenden Schlusspart gipfelt, am ehesten an eine modifizierte Version von Kansas. Im Gegensatz zu "Glossolalia" ist das aktuelle Werk wesentlich gitarrenorientierter und erdiger ausgefallen, gibt sich Walsh wie bei "Keep on knockin'" oder "Davey, and the stone that rolled away" auch gerne mal einfach kernigem Hard Rock hin. Doch selbst letzterer Track überrascht mit einem sinfonischen Zwischenpart, wie "Shadowman" generell vom gekonnten Mix aus eher geradlinigem, aber verspielten Hard Rock und progressiven, mehr ausschweifenden Zutaten lebt. Mehr als nur ein Trost bis zum nächsten Kansas Album.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005