CD Kritik Progressive Newsletter Nr.53 (09/2005)
Carptree - Man made machine
(58:29, Fosfor Creation / InsideOut, 2005)
Das Duo Niclas Flinck (Gesang) und Carl Westholm (Piano, Synthesizer, Vocoder, Theremin) geht mit "Man made machine" in die dritte Runde. Unterstützt vom No Future Orchestra (wobei man darunter kein wirkliches Orchester, sondern vielmehr diverse Musiker in traditioneller Rockbandbesetzung zu verstehen hat) und bei einem Song vom Trollhättans Chamber Choir, setzt das Zweigestirn aus Schweden dort an, wo es sich mit dem Vorgänger "Superhero" musikalisch hinmanövriert hat. Die stilistische Grundlage ist weiterhin melodiebetonter, aber atmosphärisch düsterer Retro Prog, der mitunter in opulent, fast schon orchestral anmutende Arrangements verpackt wurde. Waren bereits auf "Superhero" dunkle Stimmungen und kammermusikalische Ansätze als prägendes Mittel eingesetzt, so werden diese auf "Man made machine" mit noch mehr tiefgründiger Dramatik angereichert, bisweilen sogar ein paar harte Riffs hinzugepackt. So entführt man den Zuhörer mal in theatralische, fantastische Welten, während an anderen Stellen geschickt Psychedelic / Prog und eine Prise Glam Rock auf eigene Weise verbunden wird, man von Bombast hin zu intimen Momenten wechselt. Mit breitgefächerten Klanggebilden öffnen Carptree immer wieder den hörtechnischen Blick in die Weite, während sachte Tastentöne den Weg zurück zur Einfachheit finden. Als weiteres prägnantes Merkmal ist auch "Man made machine" von jeder Menge griffigen, keineswegs platten Melodien durchzogen, die sich zusammen mit den rückwärtsgerichteten Sounds bestens vereinen. Wer hier aber nach instrumentaler Feintechnik sucht, wird mit diesem Album sicherlich nicht glücklich werden, dafür beeindruckt "Man made machine" eher als geschlossenes Gesamtwerk. Carptree setzen nicht auf ausgeklügelte Virtuosität, bei ihnen wurde vielmehr die ganze Energie in den gleichzeitig ausschweifend, wie auch kompakten Sound gesteckt. Das überzeugende Endresultat spricht für sich.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005