CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Hamadryad - Safe in conformity
(58:04, Unicorn Digital, 2005)
Das Hamadryad Debüt "Conservation of mass" (2001) ist immer noch der Topseller im Repertoire des kanadischen Labels Unicorn Digital (ehemals Unicorn Records). Der Mix aus Retro Prog, sinfonischen Elementen, Hard Rock und Heavy Parts ging bei der Band aus dem französisch sprechenden Teil Kanadas eine gelungene Symbiose ein. Dementsprechend wurde die Erwartungshaltung auf den lange angekündigten aber aus unterschiedlichsten Gründen immer wieder verschobenen Nachfolger natürlich noch weiter gesteigert. Und zum ersten Mal in der Geschichte des Labels gingen so viele Vorbestellungen für ein Album ein, dass die erste Pressung bereits vor dem offiziellen Veröffentlichungsdatum ausverkauft war. Die Überraschung über das hörbare Endresultat der vierjährigen Arbeit auf dem aktuellen Longplayer "Safe in conformity" ist im doppelten Sinne groß. Der ehemalige, sehr prägnante Sänger Jocelyn Beaulieu ist nicht mehr mit von der Partie, der Gesang wird inzwischen in wesentlich zurückhaltender Form vom Bassisten Jean-François Desilets in Personalunion übernommen. Doch auch von der Stilistik hat man eine mit anderen Schwerpunkten versehenen Band vor sich. Inzwischen dominieren fast ausschließlich Retro Elemente sowohl im Sound, wie auch die Arrangements von Hamadryad. Da ist nichts mehr von metallischen bzw. wesentlicher weniger von härteren Einflüssen zu vernehmen, das mitunter noch auf dem Debüt eingesetzte prägnante prog-metallische Riffing ist komplett passé. Vielmehr weht hier deutlich vernehmbar der immer noch wache Geist der 70er. Erinnerungen an Genesis, die nicht nur durch die stimmlichen Parallelitäten des neuen Frontmanns begründet sind, auch die rückwärtsgerichtete Musikalität ist deutlich an den Progdinosaurier aus good old England angelehnt. Auf den ersten Höreindruck macht sich durchaus leichte Enttäuschung breit, denn Bands, die Genesis nacheifern sind inzwischen genügend am Start, mit The Watch aus Italien gibt es zudem eine waschechte "Kopie", bei der dies sogar noch im Bühnenacting ganz konsequent auf der Bühne fortgesetzt wird. Doch hört man sich genauer in "Safe in conformity" ein, so gelingt es Hamadryad durchaus eine ganz eigene Note einzubringen, um keineswegs als bloßes Plagiat abgestempelt zu werden. Vor allem die Instrumentalparts (besonders herausragend in "Self made men") bieten Power, Virtuosität und herrlich altertümliche Sounds in begeisternder Spielweise, während im letzten Drittel des Album auch deutlich mehr Komplexität und Härte aufgefahren wird, das Album abschließende "Omnipresent umbra" in ultimativen Bombast gipfelt. Da mag man auch mit etwas Augenzudrücken verschmerzen, dass die Anfangsakkorde von "Sunburnt" vom Yestitel "The fish" entliehen wurden, dass das Album mitunter einfach ohne zu einprägsame Melodien auskommt. "Safe in comformity" muss somit zwar insgesamt hinter "Conservation of mass" zurückstehen, vor allem durch den Verzicht in einigen Teilen auf eine prägnantere, eigene Identität. Nichtsdestotrotz ist es Hamadryad gelungen, ein gutes zweites Album mit Erfolgspotenzial vorzulegen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005