CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Tomas Bodin - I A M
(63:23, InsideOut, 2005)
Legte Flower Kings Keyboarder Bodin bis dato immerhin drei fast rein instrumentale Soloalben vor, so geht er mit seinem neuesten Werk "I A M" in mehrerer Hinsicht neue Wege. Das in die drei Titel "I", "A" und "M" und diverse Untertitel aufgeteilte Konzeptwerk beinhaltet nicht nur ausschließlich sehr abwechslungsreich gestaltete Longsongs im Stil einer Prog Oper, die größte Überraschung: es wird endlich auch gesungen! Zwar steht nicht Tomas Bodin selbst hinterm Mikrofon, aber mit Anders Jansson, Pernilla Bodin und Helene Schönning sind gleich drei Sänger(innen) am Start. Vor allem Anders Jansson erweist sich als wahrer Glücksgriff, da er einerseits über eine richtige Rockröhre verfügt, sich aber gleichzeitig auch in den ruhigen Passagen als äußerst wandlungsfähig herausstellt. Bei der Instrumentalfraktion ist die aktuelle Rhythmustruppe der Flower Kings (Marcus Liliequist / Jonas Reingold) am Start, während Jocke JJ Marsh (derzeit in der Band von Glenn Hughes aktiv) die Gitarrenparts beisteuert. Doch nicht nur der Gesang erweist sich als perfekte Erweiterung von Tomas Bodins musikalischen Einfällen, auch inhaltlich hat sich der sympathische Schwede einiges einfallen lassen. Neben sinfonischem Prog Bombast, der eben nicht nur typisch nach den Flower Kings klingt, sondern eine ganz eigene Bodin Note trägt, gibt es ebenfalls sehr ruhige, intime Passagen, wie auch einige fast schon bluesige Jamparts vertreten sind. In der kompositorischen Breite geht es zwar nicht wie beim Flower Kings Album "Unfold the future" bis hinein in Jazz Rock Gefilde, doch die gesamten Grenzen von progressiver Musik werden wohl durchdacht in mehrere Richtung ausgelotet, wobei das Album immer in sich schlüssig bleibt, keineswegs als eine ausschließlich auf Länge gedehnte Aneinanderreihung von Ideen wirkt. Ganz persönlich und völlig subjektiv gefällt mir "I A M" um einiges besser als das letzte Flower Kings Album "Adam & Eve" bzw. das später noch besprochene Kaipa Werk. Vielleicht tut sich ja auch bei den Blumenkönigen etwas, dass hier Bodin zukünftig kompositorisch mehr beisteuern kann. Bis dahin wird "I A M" mit wiederholender Begeisterung im heimischen Player zum Rotieren gebracht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005