CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Blue Drift - Mariner
(50:42, Privatpressung, 2005)
Vor gut zwei Jahren legten Blue Drift mit Cobalt coast ihr Debüt vor. Der inzwischen veröffentlichte Nachfolger offenbart auf den ersten flüchtigen Höreindruck erst einmal keine grundlegenden Änderungen, denn nicht nur die Triobesetzung ist identisch zum Erstlingswerk, auch die rein instrumentale Spielweise und stilistische Groborientierung ist geblieben. Dabei ist die Ausrichtung dieses mal weit weniger sinfonisch, sondern eher sphärisch ausgefallen, ohne dass man auf einen progressiven Unterbau verzichtet. Dennoch tendiert die Band in den ellenlangen, von Keyboardteppichen untermalten Gitarrenexkursionen mehr hin zum fließenden, flirrenden Space Rock - die Arrangements klingen mehr nach Jams, denn nach bis ins letzte Fitzelchen durchkomponierten Ideen. Klanglich wirkt "Mariner" entgegen dem Albumtitel keineswegs verwässert oder nach einer plätschernden Fahrt durch die Weltmeere, sondern die Sounds erscheinen weitgreifender, atmosphärischer oder um es in perfektem denglisch zu sagen: spaciger. Die Band bleibt dabei über weite Strecken rhythmisch und inhaltlich mehr im klar strukturierten Terrain verwurzelt, was unweigerlich zu einigen Wiederholungen innerhalb eines Songs führt. Bei den ersten sechs Titeln tritt dieses Manko nicht zu stark in den Vordergrund, während dem 21-minütigen Longsong "The mariner", trotz inhaltlicher Breaks und verschiedener Stimmungen, einfach einige Kürzungen gut getan hätten. Dennoch lebt dieses Album hauptsächlich von seinem klanglich schwebenden Gesamteindruck, welches das Trio mit gutem Gespür intoniert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005