CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Yolk - Oralkoholika
(41:53, Privatpressung, 2004)

Alle Jahre wieder wird fröhlich frisch losgeyolkt. Wie von den Vorgängeralben gewohnt, gibt sich das verquere Trio aus der Schweiz, trotz eines neuen Gitarristen, wieder mal kompromisslos und originell in Humor und musikalischer Verquickung. Da wird sich in keiner Sekunde darum gekümmert, was man auf einem Album musikalisch machen "darf", weswegen der Yolk'sche Stilmix auch immer recht krude ausfällt, wenngleich es eben jedesmal doch eben typisch nach Yolk klingt. Ob nun krachender Progressive Rock im King Crimson Fahrwasser, Schräges, Sperriges aus dem Avantgarde Bereich oder einfach "nur" herausgerotzter Pop, Wave, Punk oder Rock, eigentlich kennt man so einen irrsinnigen Cocktail nur von unseren Freunden aus dem fernen Osten. So ist "Oralkoholika", welches ursprünglich im Rahmen der Buchmesse Basel vorgestellt wurde und zunächst mit einem Comicbuch veröffentlicht wurde, wieder mal nichts für alle, die auf Hochglanzproduktionen bzw. "richtigen" Progressive Rock stehen. Das Trio um den umtriebigen Multi-Instrumentalisten Rémy Sträuli nimmt vertrautes Rockinstrumentarium (Schlagzeug, Bass, Gitarre) und ergänzt dieses durch eigenartige Sounds (Frösche und Vögel in verschiedensten Ausprägungen) und so nette Instrumente wie Mellotron, Theremin oder Fender Rhodes. So kann es sein, dass einen der Opener "Oralkoholika" zuweilen mit einer poppigen Grundidee überrascht, während die Collage "Grrr" lediglich aus verschiedenartigen Gitarreneffekten besteht. Yolk zelebrieren eine Art sperrigen Low Fi Rock, der einen ständig aufgrund seiner Kompromisslosigkeit erstaunen lässt und in seiner Direktheit überfährt. So lassen sich die Schweizer weder in eine Schublade stecken, noch kann man erahnen, was ihnen wohl als nächstes einfällt. Überraschend, aber sicherlich nichts für jedermann.

Kristian Selm



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