CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Joop Wolters - Speed traffics and guitar accidents
(63:16, Lion Music, 2004)

Mijnheer Wolters hat sich seine Sporen bei Elysion mit Covers von u. a. Rush verdient und ist Gründungsmitglied der niederländischen Progformation Arabesque, mit denen er anfangs auch Stücke von Steve Vai und Steve Morse nachspielte, bevor die Band der Instrumentalmusik mit Hilfe von streckenweise sogar zwei Sängerinnen entsagte. Doch pflegt Wolters diese Leidenschaft weiter, u. a. mit dem "Shadrane"-Projekt gemeinsam mit dem französischen Keyboarder Vivien Lalu, oder eben mit diesem, seinem bereits zweiten Soloalbum. Dem ersten war vielfach der kalte Drumcomputer nicht verziehen worden, wohl auch darum kamen auf "Speed, ..." mit Nathan v.d. Wouw (ex-Lemur Voice, der Band, der auch Sun Cageds Marcel Coenen entstammt), Patrick Eijdems (Supergroover) und Daniel Flores (Mind's Eye) gleich drei menschliche Taktgeber zum Einsatz. Die Keyboards bedienen neben besagtem Lalu noch Mike Roelofs und Alex Argento sowie Wolters selbst, der auch den Bass eingespielt hat. Und das Ergebnis? "Interludallovedintersection" eröffnet mit fettem Orgelsound und so etwas wie angethrashter Fusion, das aber auch einen klassisch-akustischen Part aufweist - herrlich verrückt! "Hi-Jacked" ist wie zu erwarten ein Shredding-Trip, aber durchaus mit Melodie. Die ruhigere Nummer "A day and this" kann durchaus als Verbeugung vor S. Vai aufgefasst werden, zumindest bis sie sich in Funk-Attacken auflöst. Auch balladeske Momente gibt es auf dieser Unfallsammlung: "Loverslane" oder "Canned heart" verbreiten nachgerade Kaminfeuer-Stimmung, während "Avenue Le Reinnescance" nicht nur im Titel mit Renaissance-Lautenmusik spielt. Insgesamt ein vor Technikfeuer, Spielwitz und Stilvielfalt schier überschäumender Cocktail, der sich vor Satriani, Vai oder Petrucci nicht zu verstecken braucht und die letzten paar Releases von Inge Malmsteen in die Tasche steckt - aber Sowas von locker...

Klaus Reckert



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