CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
Vulgar Unicorn . Persona non grata - The fine art of living
(48:26, Cyclops, 2004)
Schon eigenartig, wenn das ehemalige Sideprojekt die ursprüngliche Band überholt. So steht das aktuelle Vulgar Unicorn Album - nach einer mehr als vierjährigen Albumpause seit "Jet set radio" - unweigerlich im Schatten von Pineapple Thiefs letztem Album "Variations on a dream", denn bei beiden Bands / Projekten hat Multi-Instrumentalist und Songschreiber Bruce Soord nicht unerheblich seine Finger im Spiel. So ist es dann auch nicht ganz überraschend, dass "Persona non grata" hin und wieder an Pineapple Thief erinnert, auch wenn sich Vulgar Unicorn immer noch ein gehobenes Maß an Eigenständigkeit bewahren. Es fällt zuerst auf, dass die 9 Tracks dieses Albums diesmal wesentlich songorientierter und rockiger ausgefallen sind - vorbei ist es mit den epischen, abwechslungsreichen Longsongs der früheren Alben. Im Vergleich zu Pineapple Thief wird bei Vulgar Unicorn (neben Soord steckt hinter diesem Duo noch Neil Randall an den Keyboards und am Bass) jedoch immer noch viel mehr mit verschiedenen Stilen und Einflüssen experimentiert, rockt das Album insgesamt mehr. Dennoch wechseln sich lospolternde Alternative Rocker mit ruhigen Parts ab, finden sich moderne Art Rock Nummern neben elektronischen Beats mit Light Jazz Touch. Vulgar Unicorn waren noch nie eine Band, bei denen Progressive Rock lediglich ein Rückgriff auf die Vergangenheit bedeutete, sondern sie bedienten sich von je her aus allen möglichen Epochen. So klingt "Persona non grata" einerseits modern und sehr zeitgemäß, andererseits schimmern immer wieder klangliche Retro-Verbindungen durch, auch wenn dieses mal nur sehr unterschwellig zu vernehmen. "Persona non grata" ist im Vergleich von allen Vulgar Unicorn Alben jenes, welches sich am weitesten in die unterschiedlichsten Territorien vorwagt, somit ein sehr unterschiedliches musikalisches Kaleidoskop für offene Ohren bietet. Das Album ist übrigens in der Erstpressung als limitiertes 2 CD Set erhältlich, wobei die zweite CD u.a. Alternativversionen der epischen Tracks "Under the umbrella" und "The history of the world" enthält.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005