CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Twelfth Night - Live at the Target
(73:07, Cyclops, 1979-81)

In der Reihe der Wiederveröffentlichungen der Twelfth Night Historie sind Cyclops inzwischen beim Debüt "Live at the Target" angekommen. Wiederum mit Bonusmaterial angereichert, dokumentiert dieses Album die ersten Schritte von Twelfth Night. In vielerlei Hinsicht ist der Erstling nicht unbedingt mit dem Nachfolgematerial vergleichbar, auch wenn stilistisch durchaus ein unverkennbarer Neo Prog Einschlag vorhanden ist, von der Grundsubstanz erkennbar ist, wohin die musikalische Reise später einmal gehen sollte. Aus Kostengründen schnitt man für die Urversion von "Live at the Target" nur die ursprünglich vier Titel des Originalalbums an zwei aufeinanderfolgenden Abenden in der Heimstadt Reading vor ausverkauftem Hause mit. Zu jenem Zeitpunkt war die Band noch als rein instrumentales Quartett unterwegs, der charismatische und viel zu früh verstorbene Geoff Mann stieß erst nach diesen Aufnahmen zur Band. Nichtsdestotrotz gelang es Twelfth Night, als erste Band aus Reading auf dem prestigeträchtigen "Reading Festival" im Jahr 1981 als Opener aufzutreten und einen durchaus positiven Gesamteindruck bei Presse und Publikum zu hinterlassen. Das auf dieser CD Version aus den Jahren 1979 bis 1981 enthaltene Bonusmaterial ("Afghan Red" ,"Freddie Hepburn", "Encore une fois") ist vor allem ein Geschenk an die Fans, die somit zum ersten Mal in den Genuss einer CD Veröffentlichung von bisher lediglich auf Tape erhältlichem Material von Twelfth Night kommen. Stilistisch spielten die vier Briten zu jener Zeit eine Art "Proto" Neo Prog - sprich eher melodischer, geradliniger Progressive Rock mit 80er Jahre Touch - mit einer gehörigen Prise an fließenden Space Rock Elementen. Gitarre und Keyboards lösen sich in den weitausladenden, hochmelodischen Soloparts ab, vor allem setzt die Band aber auf Atmosphäre, wobei in einigen Augenblicken so etwas wie das Feeling und die Magie von "Solar Music" von Grobschnitt aufkommt. Hin und wieder blitzt auch auf, was sich später in wesentlich ausgereifterer Form auf den Nachfolgescheiben, allen voran natürlich auf dem Klassewerk "Fact & fiction", finden sollte. Schlussendlich enthalten aber die epische Titel, wie das knapp 20(!)-minütige "Sequence", einfach noch zu viel inhaltlichen Leerlauf, wirken Ideen und Umsetzung noch erheblich fragmentiert und nicht auf den Punkt gebracht. Kritikpunkte, denen sich die Band in ihrer instrumentalen Phase des öfteren gegenüber saß. Dennoch finden sich hier sowohl hier einige gut losrockende Parts, wie auch mehr elegische Parts, die das frühe Potenzial von Twelfth Night erkennen lassen und somit vor allem für die Fans und Sammler der Band von Interesse sind.

Kristian Selm



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