CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Simon Apple - River to the sea
(70:35, Trunk Records, 2004)

Allerorten nur begeisterte Kritiken über das zweite Album der amerikanischen Formation Simon Apple, da darf natürlich der Progressive Newsletter nicht hinten anstehen und reiht sich gleich mit in die berechtigte Jubelorgie über "River to the sea" ein. Nun ganz so einfach, darf man es sich natürlich nicht mit einer fundierten CD Kritik machen, deswegen hier die Gründe für die fast uneingeschränkte Begeisterung gegenüber diesem Album des Trios aus Philadelphia. Bereits der Blick auf die Gästeliste lässt aufhorchen: da reihen sich Tony Levin (Peter Gabriel, King Crimson) und Blue Öyster Cult Gitarrist Buck Dharma neben den Saxophonisten John Helliwell (Supertramp) und dem Cellisten Hugh McDowell (Electric Light Orchestra) ein, verfeinern Steve Rodby (Pat Metheny Group) und Trompeter Dave Stahl (u.a. Buddy Rich, Frank Sinatra) den Sound nuancenreich. Am Mischpult saß zudem David Leonard, der bereits so unterschiedliche Künstler wie Rush, Paul McCartney, Santana, Prince oder John Mellencamp klanglich bestens austarierte. Doch letztendlich nützen alle zugkräftigen Namen nichts, wenn der musikalische Gehalt nicht stimmt. Doch auch hier beweisen Simon Apple ein feines Gespür für eine nonchalante, anspruchsvoller Rockmusik, in der Raum für jede Menge kräftige, bisweilen poppige Melodien, aber auch expressive Soloteile ist, wo auch leicht jazzige, wie progressive Sprenkler für eine prägnante Verfeinerung sorgen. Da erinnert der Opener "Leap of faith" ganz unweigerlich in Izz, groovt "The colours in between" wie eine lässige Steely Dan Nummer, ist das kurze "A way outside" lupenreiner Jazz, während das sachte "Take my life" mit einem ausufernden, progressiven Zwischenpart besticht, gegen Ende des Album vor allem leichter Singer / Songwriter Touch angesagt ist. Doch trotz der unterschiedlichsten Stile klingt und wirkt "River to the sea" sehr homogen. Da hier die verschiedensten Einflüsse nie bis an ihre Grenze ausgelotet werden, sondern in einem fundierten, aber niemals langweiligen, typisch amerikanisch klingendem Pop / Rockgerüst verankert sind, kommen die lockeren, lässigen, niemals überladenen Arrangements von Simon Apple bestens zur Geltung. Man merkt diesem Album an, dass hier zeitmäßig fast zwei Jahre in die Fertigstellung verbraten wurde, jedoch hat sich der Aufwand für das Fine-Tuning wirklich gelohnt. Die auf den ersten Blick erscheinende poppige Einfachheit der Melodien, ist auf der anderen Seite der Pluspunkt dieses Albums. Den mit jedem Hördurchgang schälen sich die unter der Oberfläche versteckten Details immer mehr heraus und interessanterweise wurden die verschiedenen Gastauftritte so homogen in den Gesamtkontext verwoben, dass man sich schon die Liner Notes anschauen muss, um immer mitzubekommen, wann welcher Musiker hier etwas beisteuert. Eine lohnenswerte Anschaffung, für alle die gerne mal über den progressiven Tellerrand hinwegblicken wollen. Ein Teil der Einnahmen zu diesem Album wird übrigens der Cystic Fibrisos Foundation gespendet.

Kristian Selm



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