CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)

Pochakaite Malko - Laya
(57:30, Tutinoko Label, 2004)

Die Japaner Pochakaite Malko sind mit ihrem 2. Album am Start und kaum wieder zu erkennen. Keyboarder Tomohiro Ueno hat sich aus der Band verabschiedet. Shigekazu Kuwatara (b), Kazuo Ogino (key) und Junzo Tateiwa (dr) haben ein neues Bandmitglied in Akihisa Tsuboy (vi) gefunden, der in KBB symphonischen Jazzrock und in eigenen Projekten akustische Avantgarde spielt. Akihisa Tsuboy ist ein unglaublich aktiver Violinist, er geigt die Band fast an die Wand, holt zu furiosen Läufen aus und rast wie im Speed Metal durch das Avantrock Programm. Die zappaesken und kobaianischen Spuren des ersten Albums sind größtenteils verwischt, dafür hat sich das schon auf dem ersten Album vorhandene crimsoneske Flair verstärkt. Ruhepausen kennt das Quartett nicht. Hier wird gerockt, dass die Balken biegen. Die Songs haben zumeist eine komponierte Jazzrock nahe Grundstruktur, über der vor allem die Geige und das Keyboard melodische Motive ausspielen und variieren. Bass und Schlagzeug sind allerdings nicht auf die Knechtschaft der Rhythmusbasis reduziert, sondern entwerfen neben ihrem überaus virtuosen und komplexen rhythmischen Geschehen durchaus eigene und eigenwillige melodische Läufe, die disharmonische Phasen tief ausloten. Während Kazuo Ogino seine Tasten fast moderat bedient und längst nicht zu so gewagten und abstrakten Heftigkeiten ausholt, wie die fast brutal zu nennende Geige, macht Akihisa Tsuboy keine Gefangenen und mäht alles nieder. Dabei bleibt er stets bei klaren Tönen, vergewaltigt seine Violine nicht und spielt sie auf klassische Art, aber eben avantgardistische Weise. Das 4. Stück "Hallelujah" ist akustischer Natur, sehr folkloristisch, Ryuichi Imai spielt hier als Gast die Oud. Das ist für Pochakaite Malko aber kein Grund, einen Gang runter zu schalten. Auch wenn das Geschehen eine eher harmonischere, konservativere Struktur hat, bleibt die Band doch auch hier äußerst virtuos und brilliert mit einfallsreichem Spiel. Das geht noch etwas härter im folgenden "Frozen shoulder", wo der Folkanteil ausgebaut wird. Das wie ein mittelalterliches Tanzlied klingende Stück radikalisiert sehr dynamisch Pochakaite Malko's Vorstellung eines flotten Tanzthemas. Da ist fast wieder beruhigend, wenn die Band im Anschluss zum elektrischen Avantrock zurückkehrt und finstere Düsternis auskippt, als wollte das Quartett ganze Armeen mit scharfen Säbeln hinwegfegen. Herausragendstes Stück neben dem abschließenden Monster "D.N.A.", das gefährlich wild aus einem bösen, leisen Motiv ausbricht, ist "Somewhere in time". Hier greift das instrumentale Spiel des Vierers fast zum Wahnsinn, wenn die manisch klingende Komposition von Keyboard und Geige extrem ausgedehnt wird und der Monsterbass die fast explodierende Energie kaum zügeln kann. "D.N.A." schließlich ist von Magma und Univers Zero infiziert und findet immer wieder, nur für kurze Augenblicke, sehr lyrisch und harmonisch aus dem tief düsteren Motiv heraus, das den Song über 11 Minuten bestimmt. Dieser Kontrast ist von großer Magie. Pochakaite Malko setzten sich schon mit ihrem Erstling ein Denkmal. "Laya" nun, zum Jahreswechsel 2003/04 eingespielt und just Ende 2004 veröffentlicht, ist ein fabelhafter Meilenstein in der progressiven Musiklandschaft. Großen Dank an das kleine Label Tutinoko, das erst für wenige Veröffentlichungen steht, die allesamt von großer Qualität sind.

Volkmar Mantei



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