CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Soft Machine - Live in Paris
(47:03 + 57:56, Cuneiform, 1972)

Cuneiform macht sich ja in den letzten Jahren einen Heidenspaß daraus, immer wieder neue und obskure Veröffentlichungen aus dem Soft Machine Umfeld zu Tage zu fördern. Die Gefahr, dass bei solch einer Flut eine wirklich wesentliche oder zumindest Interessante Aufnahme völlig durch den Rost fällt, ist relativ groß - zumindest meine Aufnahmekapazität für das softmachin'sche Gewaber ist nicht unbegrenzt verfügbar. Sei's drum: Die vorliegende Doppel-CD wurde schon einmal in den neunziger Jahren von Oneway Records unter dem Titel "Live in France" veröffentlicht und bietet einen soundqualitativ hochwertigen Mitschnitt vom 2. Mai 1972 aus dem legendären Olympia in Paris. Zwei Stücke von der "Third", bis auf ein Stück die komplette "Fifth", dazu noch weitere Kompositionen, die Tracklist ist wirklich gar nicht übel und trotzdem, ich bin versucht bei meiner Einschätzung "nur-noch-ein-weiteres-Soft-Machine-Livealbum" zu bleiben. Der eh gleichförmige Improvisationskram des hier agierenden Quartetts (Dean - Hopper - Ratledge und dem damaligen Neuzugang Marshall) ist für Otto Normalproggie eher ermüdend und hat stellenweise mehr von Chick Corea's Electric Band, als von dem, was gemeinhin mit Prog in Verbindung gebracht wird. Daran ändert auch nichts das straightere Drumming von Marshall (im Vergleich zu Wyatt), es ist ein recht jazziges Album und ergo wohl eher etwas für Fans, oder für Leute, die in die mittlere Phase Soft Machines reingehört haben und nun nach einer ordentlichen Live-Aufnahme suchen. Das soll nun nicht heißen, dass das Album wahrlich schlecht ist - es ist, wie das meiste von Soft Machine sehr speziell.

Sal Pichireddu



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