CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Amagrama - Ciclotimia
(53:25, Record Runner, 2004)
Na also, es gibt ihn doch noch: den progressiven Nachwuchs. Amagrama sind eine neue argentinische Band, deren Mitglieder gerade mal knapp unter 20 sind - gegründet wurde die Band, als die Mitglieder zwischen 13 und 15 Jahren alt waren. Sie spielen jedoch völlig untypisch nichts aktuelles, sondern wunderbar sinfonischen Progressive Rock, dem man deutlich die Verbindung zu den Klassikern der 70ern anmerkt. Alles passt hier: das Instrumentarium (richtig angetagte Orgel-, Synthie- und Mellotronsounds, flirrende Gitarrenlinien), verspielte, teils recht komplexe Arrangements voll Finesse und flotter Sinfonik, klasse Melodien und durchaus angenehmer spanischsprachiger Gesang. Zudem gehen die vier Jungs aus Buenos Aires vom Aussehen her ganz locker als 70s Look-a-likes durch. Dabei zieht der Vierer laut eigener Aussage seine Inspiration sowohl aus den britischen Größen der 70er, wie natürlich auch die argentinische Vergangenheit im Prog Rock zu Rate gezogen wird, weswegen es auch eine Coverversion von Crucis zu hören gibt. Obwohl man sich auch zu Bands wie z.B. Dream Theater hingezogen fühlt, ist jedoch von modernen oder Heavy Elementen sehr wenig zu vernehmen, geht die Zeitreise eindeutig zu den Ursprüngen der progressiven Rockmusik. Vor allem die sinfonische Leichtigkeit, die ausgezeichneten Instrumentalpassagen (von denen es jede Menge gibt) sorgen bereits beim ersten Anhören für einen echten Ohrenschmaus und nie und nimmer würde man dies von einer solch jungen Band auf diese perfekte Art erwarten. Sicherlich kann man an den Details noch etwas feilen, gibt es auch mal einige komplexe Wendungen zu viel und geht dem Album an einigen Stellen doch noch die Luft aus, jedoch ist dieses Debüt bereits von erstaunlicher Qualität und lässt einiges an Potenzial für die Zukunft erwarten. "Ciclotimia" ist alles in allem ein richtiges gutes Prog Rock Album voll toller Melodien und dem nötigen spielerischen Bombast, der auch problemlos in unseren Breiten für Freude sorgen sollte. Also springt über euren Schatten, was südamerikanische Produktionen angeht, denn hier bekommt man richtig gutes 70s Flair, mit dem gewissen Maß an Leichtigkeit präsentiert, was "Ciclotimia" eine Beurteilung als gelungenes klassisch inspiriertes Sinfonic Rock Album zukommen lässt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004