CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

David Judson Clemmons - Life in the kingdom of agreement
(72:17, Village Slut Records, 2004)

Musik zum Fallenlassen und Träumen, Musik voll Leere, Einsamkeit, in der aber immer wieder Hoffnung aufblitzt. Auf diesen ganz einfachen Nenner kann man "Life in the kingdom of agreement", das Soloalbum von David Judson Clemmons bringen. In schwebender Melancholie gibt es hier subtile Traurigkeit zu Hauf, wird mit sachten, ergreifenden Dynamiksprüngen eine eindringliche, zugleich sehr intime Atmosphäre erzeugt, fast jeder Ton, jede Silbe ausgekostet. Musikalisch ist dieses Album meist im gitarrendurchfluteten, zugleich sehr ruhigen Alternative Rock / Indie Bereich angesiedelt, wobei sowohl die zurückgenommene, dafür jedoch sehr effektive Rhythmusbegleitung, wie auch gelegentliche Geigentöne dem Album Tiefe und fragile Schönheit verleihen. Auch wenn das Tempo meist im mittleren bis schleppenden Bereich angesiedelt ist, durchdringen gelegentlich krachende Nummern die Ruhe und Besinnlichkeit der allgemein zurückgenommenen Grundstimmung, sorgt das gekonnte Spiel von laut und leise für aufrüttelnde Momente. Jedoch wirkt die Gesamtstimmung sehr gedämpft, nach Innen gekehrt, wirkt gerade deswegen jedoch sehr intensiv. "Life in the kingdom of agreement" beeindruckt neben der schwebenden Grundstimmung, vor allem durch einen sehr transparenten, sehr weitläufigen Sound. Bisweilen gelingt es dem in Berlin lebenden Amerikaner Erinnerungen an die fließende Leichtigkeit von Sigur Rós zu wecken, in manchen Momenten werden hier Wall-Of-Sounds von faszinierender Dichte erzeugt. Doch über alle dem flüstert, singt, schreit David Judson Clemmons seinen Schmerz heraus, jedoch ohne dabei nur selbstmitleidig im Weltschmerz zu versinken. Ein düsteres Album mit definitiven Suchtfaktor.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004