CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Æon Spoke - Above the buried cry
(46:38, Mercy Stroll Recording, 2004)

Mit plakativen, verkaufsfördernden Botschaften ist man bei der Werbung leider sehr schnell zu Hand, so dass die Nachricht: "Æon Spoke, die Entdeckung für Fans von Blackfield, The Mars Volta & Porcupine Tree" eine gewisse Erwartungshaltung an den Sound und die musikalische Qualitäten von Æon Spoke stellt. Und leider, wie viel zu oft, muss die Band an dieser für sie zu hohen Vorgabe scheitern, denn letztendlich spielen die Amerikaner "nur" gut gemachten, melodiösen, meist im Mid-Tempo gehaltenen Gitarrenrock, der mit Progressive Rock rein gar nichts zu tun hat, Erinnerungen an die energetische Musik von Mars Volta in keiner Minute weckt. Okay, die Vergleiche mit Blackfield bzw. der ruhigen Seite von Porcupine Tree kann man aufgrund des hochmelodischen Ansatzes vielleicht noch gerade so rechtfertigen, aber das war es auch schon mit den Ähnlichkeiten. Dies soll natürlich keineswegs heißen, dass es sich bei den Songs auf "Above the buried cry" um schlechtes Material handelt, aber die meist von melancholischen Gesangslinien und defensiver Gitarrenbegleitung vorangetriebenen Mid-Tempo Songs sind eben mehr im Mainstream verhaftet, als dass hier progressive Potenzial erkennbar wäre. So wird man hier vor allem von der traurigen Grundatmosphäre passend zur herbstlichen Jahreszeit auf ansprechendem Niveau umschmeichelt, auch wenn Æon Spoke mit "Nothing" immerhin einen unbedingten Killertrack am Start haben. Letztendlich überzeugt ihr Album jedoch vor allem durch seine Gesamtstimmung, kann aber insgesamt als noch ausbaufähig bezeichnet, da doch in Tempo und Dynamik etwas mehr Abwechslung wünschenswert wäre. Aber genug gemosert, wer handwerklich gut gemachte Rockmusik mit deutlich traurigem Grundeinschlag hören möchte, sollte hier ruhig mal ein Ohr riskieren.

Kristian Selm



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