CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Yacobs - Lifespan
(42:52, Gecko Records, 2004)

Das schwarz-weiße Cover mit dem groß und nah abgebildeten Gesicht verrät bereits die größte Inspiration Ulf Jacobs', Frontmann Komponist und Vordenker seines Projektes Yacobs. Phil Collins ist Yacobs absolutes Vorbild, die stärkste Beeinflussung seines Trommelstils. Melancholic Progressive Pop nennt Yacobs seine Musik. Und das trifft es auch. Seine Liebe zum Progressive Rock der 1970er Jahre, vor allem zum Klassiker Genesis hat ihn angetrieben, sein zweites Album "Lifespan" einzuspielen. Ulf Jacobs ist der Schlagzeuger der Lousy Lovers. Zudem spielt er für Bad Penny, Tunefish und Shiwa und hat in unzähligen Projekten in Bands und auf Bühnen als begehrter Sessionmusiker gearbeitet. Yacobs singt, spielt Schlagzeug, Piano, Synthesizer, Perkussion, Voicemachine und programmierte die Roland Drummachine. Horst Modler spielte den Bass und Synthesizer, Rico Florczak elektrische und 12-saitige Gitarre. "Lifespan" sind 10 Songs zwischen Progressive Rock und moderner Popmusik. Lyrisch und melancholisch, mit emotionalen Höhepunkten und bombastischen Ausbrüchen. Knackfrische Dreiminüter stehen neben komplexen Progressive Rock Songs und jazzigem Funk. Die deutsche Herkunft ist nicht zu vermuten, das Album klingt europäisch, international, nicht nur durch den englischsprachigen Gesang. Viele moderne Einflüsse heutiger Popmusik sind in die eher sanfte Musik eingedrungen, durchfluten die Songs: Samples, Drummachine, mitreißende Refrains, Groove. Trotzdem sind viele Elemente progressiver Musik vorhanden: komplexer Songaufbau, vielschichtige Keyboardarrangements, instrumentale Finessen, sinfonischer Bombast. Oberhammer ist das 7. Stück "Childrenbook with pop up figures", ein komplexer, harter Prog Rocker. Mehr davon! Die eingängigen Popsongs sind in der Überzahl, doch jedes Stück hat interessante Motive, die über das normale Maß hinausgehen. Die progressiven Songs sind symphonisch, dennoch oft leicht und luftig, daher eher sanfter Pop als harter Rock. Der etwas unauffällige Gesang ist nicht so ganz deutlich, aber zu verstehen. Für das nächste Album wünsche ich mir mehr Mut zu den progressiven Sachen, die Ulf selbst auch sehr mag. Tipp!

Volkmar Mantei



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