CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Vast - Nude
(45:20, InsideOut, 2004)

So ist es eben im Rockbusiness. Der Multi-Instrumentalist Jon Crosby lieferte mit seiner Band VAST (Visual Audio Sensory Theater) 1998 ein mit reichlich Lob bedachtes Debüt beim Major Elektra ab (u.a. äußerste sich selbst Metallica Drummer Lars Ulrich enthusiasmiert), dem zwei Jahre später ein wenig geglückter zweiter Versuch folgte. Endresultat: aus dem Vertrag gekickt, woraufhin sich Jon Crosby völlig zurückzog, von der Megacity LA in die Wüste noch New Mexico emigrierte. Die musikalische Rückkehr erfolgt nun einige Jahre später mit "Nude", ein fast im Alleingang eingespieltes Album. Stilistisch gibt es hier jede Menge auf den Punkt gebrachte Rocksongs mit zum Teil sehr catchigen Melodien zu hören, die sich aber durch einen mystischen, leichten Gothic Touch und interessante Arrangements in völlig eigenen Bahnen bewegen. Vom Grundcharakter überwiegen die traurige Tönen, jedoch ist dieses weit davon entfernt als Depri-Mucke durchzugehen. Fast alles ist hier auf den eindringlichen, verträumt erscheinenden Gesang des Hauptakteurs zugeschnitten, der stellenweise sowohl stimmlich, als auch von den Sound Erinnerungen an die früheren U2 Alben aufkommen lässt. Dennoch ist "Nude" durchsetzt von modernen Sounds und jeder Menge Samples, ohne sich aber stromlinienförmig und konturlos einfach nur an angesagten Strömungen anzubiedern. Eine prima Rockscheibe der zurückgenommenen Art, von der es leider heute viel zu wenige gibt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004