CD Kritik Progressive Newsletter Nr.4 (09/95)
Thule - Ultima Thule
(40:49, Arktisk Media, 1987)
Da freuen sich alle Grufties und Depressiven: endlich mal wieder etwas Düsteres von den Wikingern aus dem hohen Norden, dieses mal in der Form einer Wiederveröffentlichung der ersten Scheibe von Thule aus dem Jahre 1987. Melancholische Grundstimmungen liegen über dem ganzen Album, auch gewisse Ähnlichkeiten zum Gothic Rock sind vorhanden. Auf mich wirkt das aber nicht unbedingt deprimierend, sondern dieses Album verbreitet gerade nach mehrmaligem Hören Wärme und Faszination. Nicht schöne Melodieführungen werden hier geboten, sondern treibende düstere Bassläufe, teilweise kreischende Gitarren und ein ziemlich dunkler Gesang, der durch die norwegische Sprache nicht gerade fröhlicher wird. Hier ergänzen sich Musik und Sprache einfach bestens. "Ultima Thule" ist ein rund 40-minütiges Konzeptalbum. Inhaltlich geht es anscheinend um einen neuen Kontinent ("Det nye kontinent") und dessen Besiedlung ("Kolonisasjon"), ich tippe mal auf die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger. Dies ist zwar rein spekulativ, aber so gut ist mein norwegisch nicht, dass ich auch noch die Texte verstehe! Laut Booklet gibt es 9 Stücke, über den CD Player erhält man aber nur die Auswahl über zwei Stücke: Seite 1 und 2 der ehemaligen LP. Fast nahtlose Übergänge lassen das Gesamtwerk in sich geschlossen wirken und auch die einzelnen Stücke ergänzen sich hervorragend und bauen Stimmungen auf. Trotz aller Euphorie fällt zumindest "Shaman" insgesamt etwas ab, da es doch auf rund 6:30 Minuten zu wenig Abwechslung bietet und damit etwas einschläfernd wirkt. Dagegen überzeugt der Rest um so mehr. Ist der Anfang der CD eher basslastig ("Vinteren"), so kommt in der Mitte vor allem die Gitarre zum Tragen ("De forste Norske"), um dann letztendlich in einem schönen Akustikgitarrenteil ("Kolonisasjon") zu enden. Eingerahmt wird das Ganze von Windrauschen und Sprechgesang ("Det nye Kontinent"), mit welchem das Album anfängt und auch wieder endet. Ein insgesamt etwas dunkel-düsteres, aber auch schönes Album, von dem man zwar inhaltlich, solange man kein norwegisch kann, nicht sehr viel versteht, aber welches doch hauptsächlich durch seinen Atmosphäre beeindruckt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1995