CD Kritik Progressive Newsletter Nr.4 (09/95)

Kingston Wall - Tri-logy
(71:37, Trinity, 1994)

Das ist der Beweis! Auch in Finnland gibt es eine Prog Szene. Oder besser gesagt immerhin eine Gruppe, die grob dieser Musikrichtung zugeordnet werden kann. Denn ehrlicherweise bieten Petri Walli (Gitarre, Gesang), Jukka Jylli (Bass, Gesang) und Sami Kuoppamäki (Schlagzeug) auf ihrem dritten Album hauptsächlich Space Rock. Wem also diese Musikrichtung nicht gefällt, der braucht gar nicht erst weiterzulesen. Tut mir leid! Allen, die jetzt noch am Lesen sind, sei verraten, dass das finnische Trio sich hauptsächlich wunderbarem Gitarrengedröhne (=fast sich bis zur Ekstase steigernde und widerholende Gitarrenakkorde) hingibt, zu dem sich teilweise englischer Gesang gesellt. Die Musik ist somit zwar nicht unbedingt außergewöhnlich, im Grundsound bleibt sie meist rechts spacig, wird also von Synthesizer Geblubber und Gitarrenriffs geprägt, dafür gibt es als Kontrapunkt ein sehr abwechslungsreiches und ausgefeiltes Rhythmusgerüst, was dieser Musikrichtung äußerst gut bekommt. Es ist eigentlich alles von Reggae, vorantreibenden Rock bis sogar zu einem etwa langsamen Technorhythmus vorhanden und bietet doch einiges an Abwechslung. Das Album lässt sich inhaltlich Dreiteilen (zum Vierteilen hat es leider nicht ganz gereich!). Die ersten vierzig Minuten bestehen zwar aus zehn Stücken zwischen einer und neun Minuten, aber eigentlich handelt es sich um ein ineinandergehendes Stück Musik, für das der oben beschriebene Space Rock Charakter zutrifft. Danach erklingen noch drei weitere Stücke, wobei das erste ("For all mankind") bedenkenlos den ersten vierzig Minuten vom Musikalischen her zugeordnet werden kann. Danach als totale Abwechslung ein Blues ("Time") und als krönender Abschluss der 18-minütige Knaller "The real thing", der eigentlich alles in sich vereint, was den Space Rock ausmacht. Ein sehr ruhiger, atmosphärischer Anfang, der langsam in treibende Gitarrenakkorde übergeht, um dann in einem nicht mehr enden wollenden Gitarren- und Saxophonsolo zu enden. Wem dieser Stil bisher nicht gefallen hat, dem wird sich auch durch diese Veröffentlichung nichts Neues erschließen, aber allen Freunden von Ozric Tentacles und Konsorten, kann diese Scheibe zumindest zum Antesten wärmstens empfohlen werden, wobei sich die Musik auch ohne Joint ertragen lässt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1995