CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Lunacy - Nine
(52:14, Just For Kicks Music, 2004)
"Nine" ist eine schon auf den ersten Blick aufregende Veröffentlichung. Lunacy haben für "Nine" ein HG Giger nachempfundenes Cover designen lassen, was sich im kompletten Booklet und Backcover innen und außen fortsetzt. Sicherlich sexistisch, aber in der Maschinen-Aliens-Graphik sehr ästhetisch und berückend. Schon mal ein Grund, sich der Musik aufgeschlossen zu nähern. Das ist gar nicht nötig, die Musik öffnet die Sinne von allein. Wer Lust auf Prog Metal hat, kann sich entspannt vor seine Boxen hocken und die 9 Songs dieser CD in sich dröhnen lassen. Der Genussfaktor ist hoch, dank guter Kompositionen, druckvoller Produktion und auch schon mal ungewöhnlicher Wege. Als würden Dream Theater und Faith No More (zu deren jeweils bester Zeit) zu einer gemeinsamen Musiksprache finden! Der ausdrucksstarke Gesang veredelt die eleganten bis dramatischen, schön harten Songs. Lunacy sind in der Schweiz zu Hause (vielleicht daher das Giger-Motiv?) und können dort auf eine reiche Rockmusikgeschichte bauen. Ihre Reminiszenzen an Vorbilder sind absolut unpeinlich und gekonnt. Die Jungs streicheln ihre Instrumente nicht, sondern wissen druckvoll zu arbeiten (was Schweizer Bands nicht immer bringen), aber auch die sanfteren, mitunter berückend melancholischen Motive sind schön lebendig und dynamisch. Warum Lunacy kein Label gefunden haben (zum Glück aber Distribution), bleibt schleierhaft. Tolle Platte!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2004