CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Grobschnitt - The history of Solar Music 5
(79:57 + 72:48, Wolkenreise Productions, 2004)
Solar Music, die fünfte. Dieser bis fast an die Grenzen vollgepackten Doppel-Silberling, ist vor allem etwas für die absoluten Hardcore Grobschnitt Fans. Beeindruckten die vorherigen Ausgabe der "Solar Music" Historie u.a. durch ihren unglaublich transparenten Klang, geht es dieses mal mehr an Material, welches vor allem durch seinen historischen Charakter und weitaus weniger durch seinen Sound besticht. Dazu Eroc: "Ich meine, der Klang ist nicht das wichtigste Kriterium. Gute Musik mit schwachem Klang vermochte zu allen Zeiten mehr zu begeistern, als schwache Musik mit gutem Klang." Den Anfang macht eine über 40-minütige Version von "Solar Music" aus dem Jahr 1975 die sich wiederum in Nuancen von der ursprünglichen Studioversion, wie aber auch von den noch nachfolgenden Aufnahmen unterscheidet. Im Mittelteil schwillt ein sich überschlagendes Gitarrengewitter an, die Keyboards wirken noch nach hinten gedrängt, dafür beeindruckt die Aufnahme mit mächtiger Power und psychedelischem Feeling. Den Rest der Doppel CD nimmt der komplette Livemitschnitt eines Open Air Konzertes vom 22.5.1983 im Westfalenpark in Dortmund ein, rund einen Monat, bevor Eroc schließlich bei Grobschnitt ausstieg. Jedoch handelt es sich hier um einen Fan Bootleg, wenn auch klanglich durchaus akzeptabel, der mitten im Publikum mit all seinen Nebengeräuschen mit zwei Mikrofonen mitgeschnitten wurde. Neben einigen Standards wie z.B. "Illegal" oder "Mary Green", gibt es auch ein rund 15-minütiges Medley von älteren Grobschnitt Songs (u.a. "Vater Schmidt", "Magic train" und "Rockpommel's land"), sowie mit "Poona Express" einen der schwächeren Titel der Historie der Band. Das Highlight ist die erstmals in deutsch vorgetragene Version von "Solar Music", die sich später mit weiteren Ausschmückungen zu "Sonnentanz" entwickelte und wiederum einen ganz anderen Charakter aufweist, vor allem durch den neuen Keyboarder J.R. Cramer, der mit wesentlich digitaleren Sounds arbeitete als sein Vorgänger Mist. Eine wiederum interessante Geschichtsstunde - okay eigentlich Doppelstunde - vor allem für die Fans. Und Eroc macht unermüdlich weiter, denn Folge 6 ist auch schon angekündigt...
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004