CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Solar Project - Force majeure
(68:02, Musea, 2004)

Auf ihrer aktuellen Veröffentlichung präsentieren sich Solar Project dieses mal mehr als richtige Band mit einem inzwischen schon seit längerer Zeit einigermaßen konstanten Line-Up, auf die sonstige Gäste wurde deswegen verzichtet. Geblieben ist dafür der Konzeptgedanke, der sich beim aktuellen Werk metaphysische und ökologische Gedanken über die elementaren Kräfte der Natur im Zusammenspiel mit der Gewalttätigkeit der Menschheit macht. Auch findet man auf diesem Longplayer die für Solar Project typischen, ruhigen, fast schon floydsche Parts wieder, es scheint also einiges beim alten geblieben zu sein. Aber eben nur fast. Mit dem Opener "Days of wrath" wird das Album eher banduntypisch mit modernen Sounds und Beats eröffnet, erst gegen Ende entfaltet sich das Flair des bisher bekannten. Doch dieser stilistische Wechsel ist nur kurz, denn in den drei folgenden Suiten (30:24, 20:00, 11:13) geht es wieder mehr Richtung Vergangenheit, in sinfonische bzw. mehr elegisch fließende Teile. Was jedoch dieses mal reichlich sauer aufstößt, ist eine gewisse Langatmigkeit, das zu lang gezogene Ausdehnen der Songideen und Einfälle. Man kriegt den Eindruck nicht los, dass hier auf Teufel komm raus mehr auf Songlänge, denn auf innere Entwicklung und Spannungsbögen geachtet wurde. Neben dem etwas flachen Gesamtsound - okay nicht jeder kann sich ein teures Studio leisten - reißt einen auch das recht mechanisch wirkende Schlagzeugspiel nicht gerade mit. Schade eigentlich, denn manch instrumentaler Ausflug im Wechselspiel an Gitarre und Keyboards hat durchaus Qualitäten, vor allem die sacht eingebauten Saxophonparts sorgen für atmosphärische Farbtupfer. Jedoch hätte an vielen Stellen eine deutliche Fokussierung dem Album insgesamt gut getan. Woran sich aber vor allem die Geister scheiden werden, ist die Stimme von Sängerin Bettina Wirtz. Sie legt einfach zu viel Ausdruck und Emotionalität in ihren Gesang, wodurch dieser eher verkrampft und gestelzt daherkommt, manch englisches Wort wird leider auch noch sehr eigenartig betont. Hinzu kommen Texte, die durch Schüttelreime wie "We talk about everything under the sun, We only live for luxury and fun, We resign ourselves to our fate, We feel their unbroken hate" eher für Schmunzeln sorgen, denn zum Nachdenken anregen. Leider fällt somit das Gesamturteil für das sechste Studioalbum von Solar Project weniger berauschend aus, da wurde auf den Vorgängeralbum doch wesentlich bessere Kost geboten. Manche mögen das anders sehen, wie z.B. teilweise die Zuschauerreaktionen von Solar Projects Auftritt beim Eclipsed Festival im November 2002 bewiesen. Für die eigene Beurteilung gibt es einige Soundschnipsel auf der Homepage der Band www.solarproject.de

Kristian Selm



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