CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Ostinato - Left too far behind
(46:34, Exile On Mainstream Records, 2003)

Mit Soundwällen, die man so in erheblich verlangsamter Form von Bands wie Godspeed You! Black Emperor oder Sigur Rós kennt, legen Ostinato ein langsam vor sich hinkriechenden Fundament. Doch, wo die anderen Bands minutenlang die Spannung mühsam aufbauen, kommen Ostinato um einiges schneller zum Ziel. Nicht nur, dass sie damit wesentlich songorientierter und letztendlich fokussierter wirken, auch im Gesamteindruck ist ihr Ansatz wesentlich mehr von 'normalen' Rockstrukturen bestimmt, ohne dabei jedoch nach den üblichen Strickmustern zu verfahren. Die Amerikaner kommen dabei mit recht wenig Gesang aus, vielmehr vertrauen sie auf die Kraft der Saiten. Die effektiven, sehr spacigen Gitarren Klangkaskaden verfehlen nicht ihre Wirkung, zwirbeln psychedelisch desorientiert in höheren Tonlagen oder kommen mit Brachialriffs rotzig rockend direkt zur Sache. Fragile Schönheit und der Geist von fein gesponnenen Wiederholungen steht damit als weiche Soundkunst im Raum, womit es der Musik von Ostinato gelingt gleichzeitig subtil, irgendwie kaputt, wuchtig und heftig zu klingen. Trotz aller Aggressivität wird der Zuhörer langsam gefangen genommen und vom Sog des Rhythmus mitgezogen. Über "Left too fat behind" schwebt so etwas wie drogendurchtränkter Schwerelosigkeit, wobei man weder bei der Erstehung der Musik, noch beim Anhören zu bewusstseinserweiternde Mittelchen greifen muss. Das leicht verschrobene, aber unheimlich ergreifende Endresultat überzeugt für sich selbst.

Kristian Selm



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