CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Oneida - Secret wars
(40:27, Rough Trade, 2004)
Viel wirklich Neues gibt es in der Rockmusik nicht mehr neu zu erzählen. Dennoch überrascht es immer wieder positiv, wenn gerade jüngere Bands sich bei einer musikalischen Vergangenheit bedienen, zu deren Hochphase sie meist noch gar nicht geboren waren. So werden bei der New Yorker Formation Oneida ganz unverblümt Namen wie MC5, Deep Purple, Hawkwind, aber auch die deutschen Elektroniker Neu! als Vergleichsmomente herangezogen. Dennoch klingt das Endresultat bei Oneida zwar von damals inspiriert, aber durchaus eigenständig, aktuell und frisch. Neben der deutlichen 70er Rockinspiration, den psychedelischen Gedankengut der späten 60er, haben die Amerikaner ebenso Punk Attitüde und direktes, nicht immer perfektes Garagensound Feeling in sich aufgesogen. Durch die gewollte Lo-Fi Produktion, die verschwommen klar, klangtechnisch überzeugt und die bestens zum Gesamtkunstwerk Oneida passt, versprüht "Secret wars" frische Lebendigkeit. Klingt einfach, wie direkt vom Proberaum auf Rille gepresst, pardon auf digitalen Datenträger gebrannt. Gerade das authentische Livefeeling gibt den Stücken den rechten Pfiff. Zwischen völlig überdrehten Quietscheorgeln, hypnotischen Wiederholungen, durchgeknalltem, drogengetränkten Wahnsinn, mischen sie gleichfalls elektrisierende Soli an Gitarre, spannende Interaktionen der Musiker, sowie vielfach verfremdetes, elektronischem Klanggerät. Doch damit sich der Hörer ja nicht zu wohl fühlt, sorgt enervierender Gesang, stakkatoartige Stilbrüche für den gewissen "Unwohlfühlfaktor", wie auf der anderen Seite ein orgiastisches 14-minütiges Space / Psychedelic Rock Monster namens "Changes in the city" das Album fulminant beschließt. Ein interessanter Weg zwischen Vergangenheit und Gegenwart, abseits jeglicher angesagter Trends.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004