CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Jack Foster III - Evolution of Jazzraptor
(58:11, Musea, 2004)

Wer kennt ihn nicht, den berühmten Jack Foster, den Dritten? Äh, um ehrlich zu sein sagte mir dieser Namen, wie wohl den meisten Lesern, rein gar nichts. Bei etwas Kramen in den Hirnwindungen, tritt dann auf einmal ein Zitat aus dem Trent Gardner (Magellan) Interview im letzten Heft zu Tage: "Ich bin immer offen für jegliche Projekte, tatsächlich habe ich sogar erst gerade wieder eines beendet! Schau einfach mal auf www.jazzraptor.com für weitere Details vorbei. Die ist eine Independent Veröffentlichung des Debüts des Künstlers Jack Foster. Es wird die Leute überraschen und die Scheibe ist es wirklich wert, sich zu besorgen!" Aha, daher weht der also Wind! Für den europäischen Markt übernahm Musea den Vertrieb, verpasste dem Album gleich mal ein neues Artwork von Mattias Norén und die Namen der beteiligten Musiker wurden gleich auch noch verkaufsfördernd aufs Cover gequetscht. Und siehe da, dort findet man nicht nur Jack Foster III und Trent Gardner wieder, der in Szenekreisen ebenfalls nicht unbekannte Robert Berry gab sich auch die Ehre. Zwar ist die Handschrift von Trent Gardner unverkennbar (der mit dem Steve Walsh Soloalbum "Glossolalia" sein sicherlich bestes Werk als Produzent und Songwriter ablieferte), dennoch setzt er Jack Foster III ganz anders in Szene, als bisher von seinen diversen Projekten und bei Magellan gewohnt. Nur selten kommen abgehackte Riffs zum Tragen, geht es zu brachial oder zu komplex zur Sache. Natürlich fehlen hier keineswegs bombastische Chöre, sinfonische Arrangements, hartes Gitarrengebratze und das unvermeidliche Posaunensolo, doch im Gesamtkontext fallen diese Einflüsse weit weniger ins Gewicht, als bei anderen Gardner Produktionen. "Evolution of Jazzraptor" wandert quer durch den Gemüsegarten. Trotz Rock, Prog, Blues, Jazz, Country, Latin und sanften Singer / Songwriter Passagen, deutlich amerikanischen Einschlag, erweckt dieses in erster Linie gut abgehangene Rockalbum nicht den Eindruck von planlosem Stückwerk, da Foster III ein feines Händchen für griffige Melodien und inneren Spannungsaufbau, dem Wechsel von Atmosphäre, Härtegrad und Tempo besitzt. Hinzu kommen die ausgezeichneten stimmlichen Qualitäten des Sängers / Gitarristen, der mit seiner warmen, variablen Stimme die Songs trägt und ihnen einen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Zwar erfordern die beabsichtigten Stilbrüche - das 14-minütige "Nirvana in the notes" als Extrembeispiel beginnt als akustische Ballade, geht in einen fast schon Free-Jazzigen Mittelteil über, um dann progressiv bombastisch zu enden - Offenheit für eine weite musikalische Bandbreite, dafür besteht "Evolution of Jazzraptor" den Mehrfach Anhörtest, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Ein wirklich ansprechendes Debüt und vielleicht wird Jack Foster der Dritte aus der Sternenmitte doch noch mal etwas bekannter!

Kristian Selm



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