CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Yolk - Yolk
(72:41, Fazzul Music, 2003)

Bands mit skurilem Humor haben bei mir schon mal vornweg einen Stein im Brett. Welche Band bewirbt sich mit dem Slogan "Das ist der Untergang des Abendlandes!". So kommt es nicht von ungefähr, dass die Schweizer Band Yolk immer wieder mit ihren irrwitzigen Alben zwischen Prog, Rock, Jazz, Avantgarde und Nonsense Platz im Progressive Newsletter fanden. Das "neue" Album enthält Aufnahmen, die bereits aus dem Jahre 1999 stammen und von einer etwas anderen Besetzung eingespielt wurden, als derjenigen, mit der die Band noch heute aktiv ist. Raoul Caprio vom Kaliphonia Label ist es letztendlich zu verdanken, dass diese antiken Aufnahmen doch nicht im Keller verschimmelten und diese eigenartige Songsammlung das Tageslicht der Welt erblickte. Oder wie sagt es Oberyolker Rémy Sträuli so trefflich: "Da wir sowieso nie trendy werden ist das legal." Wie aus dem Yolk'schen Mikrokosmos gewohnt, geht es auf dieser musikalischen Hinterlassenschaft wieder mal quer durch alle Stile, die teils sehr eigenwilligen, bisweilen zappesken Texte (bei "Pietro Pazzo" werden z.B. allerlei italienische Progbands aufgezählt, Titel wie "Gluck glotzt" oder "Baltimore und die Kürbisschmuggelaffäre" sprechen ihre eigene Sprache) tun ihr übriges dazu. Rémy Sträuli an Schlagzeug und gelegentlichem Getaste, tastet sich stimmlich leicht schräg und nicht unbedingt bekömmlich durch die wenigen textlichen Ergüsse. Saxophonist Stefan Hugi hingegen setzt queres oder harmonisches Gebläse, dem sowieso schon nicht gerade alltäglichen Rock entgegen. Beat Burkhard entlockt Bass und Stick gar eigenartige Töne, während Gitarrist Willi Riechsteiner neben ruhigen Tönen auch mal gern den Klangavantgardisten spielt. Nicht alles ist restlos verquer, was hier ersinnt wurde, aber die verdaulichen Parts sind doch eher in der Unterzahl. Wer's gewollt schräg, gedanklich quer mag, nicht alles zu bierernst nimmt, sollte ruhig losyolken oder wenigstens die tückische Website der Band besuchen.

Kristian Selm



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