CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Rick Wakeman - Christmas variations
(55:01, Mascot Records, 2003)

...denn sie wissen nicht, was sie tun. So viel gutes, wie Rick Wakeman in den vielen Jahren als Musiker veröffentlicht hat, so viel Schmalziges und Kitschiges hat er auch getan. Im Grunde ist es ein kein Wunder, dass er sich an Weihnachtssongs vergreift und diese mit Piano und Synthesizer in eigenen, süßlichen Arrangements wiedergibt. Das war zu erwarten, bei seinem Output musste Weihnachten einmal dran sein. Gleich Opener "Silent night" ist die Härte. Es trifft den Zeitgeist, weil Kitsch heute an der Tagesordnung ist, die Verwässerung aller Geschmäcker durch Medien, Moden, Macken und sonstige Eindrücke findet heute kein Ende, sondern einen eklatant schrecklichen Höhepunkt, der kaum zu ertragen ist. Eigenständigkeit, Meinung, Qualität sind nicht gefragt, sondern Tagesschlager, in allen Kunstbereichen. "Silent night" genau wie die folgenden Songs sind so übel, das sie nur in einem New Age-Laden funktionieren, in dem ein tauber Verkäufer arbeitet (und der keinen Umsatz machen will). Rick Wakeman ist nicht der erste Rockmusiker, der sich in den Sumpf des Kitsches begibt und er wird gewiss nicht der Letzte sein, aber er ist ein Vorreiter in diesen Dingen, immer wieder steigt er hinab und holt Songs an das Tageslicht, die die Welt nicht braucht. Die 10 ambienten Kitsch-Orgien auf "Christmas variations" sind der pure Schrott. Ich kann für Weihnachten nur, wenn überhaupt, dann klassische Musik empfehlen, etwa Johann Sebastian Bach mit dem Weihnachtsoratorium. Da werden tiefe Gefühle angesprochen, wird hohes musikalisches Gut gebracht, werden echte Empfindungen geweckt. Dieses Album kann getrost vergessen werden.

Volkmar Mantei



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