CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)
Trion - Tortoise
(50:08, Cyclops, 2003)
Trion = Trio und Tron (Abkürzung für das allseits geliebte Mellotron). Nach der einfachen Formel, man nehme eine Triobesetzung und jede Menge Mellotron, funktioniert das Projekt Trion. Eigentlich entstand dieses Projekt, welches aus Musikern der holländischen Bands Flamborough Head (Keyboarder Edo Spanninga und Gitarrist Eddie Mulder) und Odyssice (Schlagzeuger Menno Boomsma) besteht, mehr aus einem Zufall heraus, da man ursprünglich eigentlich nur sein neues Aufnahme Equipment testen wollte. Aus dem Herumspielen mit mannigfaltigen Mellotronsounds, dem Spaß ausschließlich 70's inspirierten Progressive Rock zu spielen wurde mehr und letztendlich liegt nun "Tortoise" vor, ein Album, welches 11 Instrumentalnummern vereint und ganz unverhohlen ganz tief in der progressiven Vergangenheit verwurzelt ist. Die Rückbesinnung ging in aller Konsequenz sogar so weit, dass man den holländischen Künstler Jasper Joppe Geers gewinnen konnte, der zur musikalischen Rückbesinnung, ebenfalls ein deutlich Roger Dean inspiriertes Artwork ablieferte. Doch wer so beabsichtigt nur mit den Klischees um sich wirft, muss sich leider auch Kritik gefallen lassen. Trion schlagen sich mehr auf die sinfonische, besinnliche Seite der 70er, massive Mellotronteppiche legen die Grundlage, über denen ab und zu die Gitarre zu elegischen Exkursionen ausholt oder flirrende Töne verhallen lässt. Es sind ausschließlich sanfte und verspielte Töne zu hören, Komplexität, überraschende Wendungen und Breaks sucht man auf diesem Album vergeblich. Die diversen, leider nur gesampelten Mellotronsounds, die vielfach eingesetzten Akustikgitarrenparts sorgen für eine betuliche, besinnliche, verträumte Grundstimmung, die den Zuhörer in einen angenehmen Zustand zwischen entspannter Ruhe oder böse formuliert, bisweilen gepflegter Langeweile versetzt. Hängt aber wirklich vom eigenen Empfinden ab. Mit "Tortoise" kann man sich ganz einfach in die weiche Behaglichkeit von ausgiebigen Mellotronsounds fallen lassen, auch wenn hier viel zu viel lediglich auf das allheilbringende Mittel Mellotron aufgebaut ist. Da "Tortoise" mehr durch einen Zufall entstand, kann man den Beteiligten nicht nur Absicht unterstellen, hier ausschließlich auf ein leicht durchschaubares Erfolgsrezept gebaut zu haben. Das holländische Trio vertraut einfach dem, was es am besten kann, nämlich angenehme Melodien im Retrosound zu reproduzieren. So bleibt dieses Album letztendlich ein netter, gut gemeinter Versuch die Vergangenheit wiederzubeleben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004