CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Uli Jon Roth - Metamorphosis
(58:23, Steamhammer, 2003)

Uli Jon Roth wurde vor allem als ehemaliger Gitarrist der Scorpions bekannt, seit seinem Weggang im Jahre 1978 verschwand er zwar etwas mehr aus dem öffentlichen Blickfeld, um aber immer wieder mit interessanten Projekten, u.a. seiner Band Electric Sun, sowie diversen All-Star Zusammenkünften, auf sich aufmerksam zu machen. Im Laufe der Zeit entwickelte er jedoch parallel dazu immer mehr einen Hang zur Klassik, wobei er vier Symphonien und zwei Konzerte schrieb, deren Aufführungen zum Teil sogar im WDR Fernsehen zu sehen waren. So ist sein aktuelles Werk "Metamorphosis", welches als Grundlage auf Vivaldis "Vier Jahreszeiten" beruht, der letzte konsequente Schritt Rock mit Klassik zu verbinden. Außergewöhnlich dabei, dass Roth als Gitarrist dieses Werk neu interpretiert. Dies ist nur möglich, durch die spezielle 7-saitige Sky Guitar, die über einen Tonumfang von 6 Oktaven verfügt, womit er sowohl die höchsten Geigenlagen, wie auch die Tiefen des Cellos nachzuspielen vermag. "Metamorphosis" enthält neben Vivaldis "Vier Jahreszeiten", das aus der Feder Roths stammendes "Metamorphosis Concerto", welches die Grundstimmung des Originals aufgreift und weiterführt. Abgerundet wird dieses opulente Werk durch ein 64-seitiges Booklet mit Lyrik und Gemälden. Was "Metamorphosis" von anderen Werken aus dem Dunstkreis Klassik und Rock unterscheidet, ist die harmonische Verbindung von klassischen Instrumenten mit Rockinstrumentarium. Die Streicher verkommen nicht zu bloßem, schmückenden Beiwerk, sondern sind neben der Sky Guitar integraler Bestandteil der Kompositionen. Roth bleibt dabei sehr nahe am Original, das "Metamorphosis Concerto" nutzt er als eigene Fortführung, als quasi fünfte, mehr Rock inspirierte Jahreszeit. Ob dies nun als Frevel an der Klassik oder als zeitgemäße Interpretation durchgeht, bleibt dem Hörer selbst überlassen, interessant ist es seine Herangehensweise allemal.

Kristian Selm



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