CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Psicodreamics - Eternal angel
(65:14, SynGate, 2003)

Unter dem Pseudonym Psicodreamics tritt der spanische Musiker Salva Moreno an. Meine erste Assoziation bei diesen Namen: Neuronium / Psychotronics. Neben TD, Schulze, Vangelis und Kitaro gehörten die spanischen Neuronium zu meinen ersten Entdeckungen im Bereich der Elektronik-Musik. Ursprünglich handelte es sich um ein Trio, dann stieg der Gitarrist aus, sodass die Band nur noch aus 2 Keyboardern bestand. Schließlich - und das über den längsten Zeitraum - blieb nur noch der (so weit ich weiß) in Spanien lebende Belgier Michel Huygen übrig. Er betitelte seine Musik später als Psychotronics. Und so liegt natürlich ein Vergleich der Psychotronics des Herrn Huygen mit den Psicodreamics des Herrn Moreno nahe. Ich glaube nicht, dass Neuronium hier als Vorbild diente, aber ähnlich wie Neuronium kann auch Psicodreamics eine ganz eigene Art von Atmosphäre präsentieren, wenn auch stilistisch mit wenig Parallelen. "Eternal angel" ist ein echtes Hochglanz-Produkt, das ich eher bei einem Major Label vermutet hätte. Die Synthesizerpalette kommt sehr voluminös rüber, die Perkussionsarrangements spielen mehr als nur eine untergeordnete Rolle, sie gefallen mir sehr gut - das macht das Werk recht abwechslungsreich. Da das Ganze einen sehr symphonischen Unterbau besitzt, ist eine Empfehlung an den Prog-Fan gar nicht mal abwegig. Moreno arbeitet gern mit breit angelegten Streicherflächen, auch Harfen-Sound wird immer wieder mal eingesetzt. Dazu interessante rhythmische Unterlegung, sowie gehäufter Einsatz von Sprachsequenzen - so weiß der Spanier immer wieder interessante Atmosphären zu kreieren. In "Cherubin dance" klingt es aufgrund der melodieführenden Gitarre (was aber wahrscheinlich auch per Tasten erzeugt wird) ein klein wenig nach Mike Oldfield. Übrigens: beim eröffnenden Titelsong werde ich sogar ganz kurz mal an das "Watcher of the skies"-Intro erinnert, bei einem anderen Titel klingen die Chorarrangements fast wie bei "Atom heart mother", außerdem gibt es am Ende mit dem Bonus-Song "Lycanthrope 2001" einen völligen Ausreißer in Form eines Technostückes mit Hit-Potenzial, und ich muss tatsächlich zugeben, die Nummer gefällt mir. Lediglich diese beiden angesprochenen Titel besitzen Melodielinien, die sich direkt in den Gehörgängen festsetzen können. Die Stärken der übrigen Titel werden erst nach mehrmaligem Hören deutlich. Mit diesem 2003 aufgenommenen Werk ist dem Spanier ein sauberes, gut produziertes und insgesamt sehr ansprechendes Album gelungen, das weniger mit vordergründigen Melodien als mit feinen Atmosphären glänzt. Weiter so.

Jürgen Meurer



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