CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)
Ozone Quartet - Live at Local 506
(46:29, Privatpressung, 2003)
Aufgelöst und doch wieder zusammen - ein nicht gerade seltener Vorgang in der wunderbaren Welt des Musikbusiness. Vor rund drei Jahren trennten sich Ozone Quartet, nun ist man fast wieder in Originalbesetzung zusammen und zu neuen Schandtaten bereit. Zur Aufarbeitung der Vergangenheit und als "Hallo, uns gibt's wieder!" bringt man begleitend dazu, das bereits im Jahr 2000, auf dem damals letzten Konzert der Band, aufgenommene Livealbum "Live at Local 506" unter die Leute. Die vier Instrumentalisten beweisen auch auf der Bühne, dass man auch mit reiner Instrumentalmusik durchaus fesseln kann. Dies hängt mit der nicht unbedingt gebräuchlichen Instrumentierung Chapman Stick - elektrische Geige - Gitarre - Schlagzeug zusammen und geht weiter mit den überaus kurzweiligen musikalischen Zwiegesprächen der vier Protagonisten. Im Vordergrund steht vor allem die verspielt agierende Geigerin Hollis Brown, doch was ihre männlichen Kollegen mal mehr, mal weniger im Hintergrund abliefern, deckt viel ab, was man aus dem Spannungsfeld aus Rock / Progressive / Jazz Rock / Fusion herauskitzeln kann. Besonders die klangliche Vielfalt des Chapman Sticks wird weit ausgelotet, die Gitarre rotzt man freches Rockriff hinaus. Der Vierer begeht nicht den Fehler in reinen Instrumentalschlachten nur verkopfte Musikstudentenmucke abzurufen. Sie setzen sich mit Atmosphäre und freiwilliger Selbstbeschränkung eigene Grenzen, auch wenn man kritisch betrachtet auf Dauer den Songs gewisse Ermüdungserscheinungen und Wiederholungen, sowie einen erhöhten Herumgedudelfaktor attestieren darf. "Live at Local 506" lässt leider nur wenig "echte" Liveatmosphäre aufkommen, da der Beifall nur sehr verhalten zu vernehmen ist, bietet aber nichtsdestotrotz das ungefilterte Gefühl von lebendiger Musik. Inhaltlich ist das Album eine gleichmäßige Songaufteilung aus den beiden bisherigen Studioalben "Fresh blood" (1997) und "Nocturne" (1999). Diverse Soundschnipsel für den eigene Höreindruck sind zudem auf der bandeigenen Seite zum Downloaden vorhanden. Einfach mal antesten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004