CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Morsof - Heap
(42:48, Musea, 2003)

Ursprünglich als reines Sessionprojekt ausgedacht, wurde aus dem japanischen Trio im Laufe der Zeit eine richtige Band. Heute nennen sich die drei Morsof, eine Abkürzung für den ehemaligen Bandwurmnamen "Morning Machine And Soft Musume". Es ist wohl nicht gerade ein Zufall, dass man nach der Umsortierung der Wörter den Namen Soft Machine bilden kann, denn die Musik von Morsof schippert eindeutig in wilden Jazz Rock / Avantgarde Fahrwasser, ganz in Anlehnung an die große Canterbury Legende. Zwischen Struktur und völlig freiem, atonalen Spiel wird je nach Belieben gewechselt. So ist einiges richtig gut anzuhören, groovt fesselnd los, manches mal hat die Band sogar wirklich den Blues, der Großteil von z.B. der "Heap Suite" ist gelinde gesprochen, fast unanhörbarer, sehr harter Tobak. Spannend wird es immer dann, wenn die Balance gefunden wird, sich ein Führungsinstrument frei über dem gut fundierten Rhythmus austobt, was im Großteil des Albums prächtig gelingt. Bandleader Mikio Fukushima an diversen Saxophonen steht mit seinem messerscharfen, sehr expressiven Gebläse eindeutig im Vordergrund. Doch ist er so kollegial, dass er seinen beiden regulären Mitstreitern an Bass und Schlagzeug, sowie diversen Gästen an Gitarre, Keyboards, Posaune, genügend Raum für solistische Glanztaten einräumt. Vor allem die Gitarre spielt sich dabei immer wieder in den Vordergrund. Die heftig brodelnde Jazzsuppe fordert, entgegen dem im Mangastil und mehr kindlich erscheinenden Cover, die volle Aufmerksamkeit und ist sicherlich nichts für einen gepflegten Sonntagnachmittag im Familienkreis bzw. den gedankenverlorenen Missbrauch als Hintergrundmusik. Hier kracht's mal wieder so kräftig, wie es wohl nur japanischer Überdrehtheit vorbehalten ist.

Kristian Selm



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