CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Ausia - Kasa kasa
(55:18, Poseidon / Musea, 2003)

"How bizarre" hieß mal vor Jahren der einzige Hit der neuseeländischen Popgruppe OMC. Die Band verschwand, wie viele One-Hit-Wonder schnell wieder in der Versenkung, der Titel blieb mir jedoch stets in Gedächtnis. Déjà vu -fast jedes mal, wenn es wieder eine Veröffentlichung aus Japan zu rezensieren gibt, singt auf einmal der kleine Mann im Hinterkopf "How bizarre". Dieses mal ist daran das Project Ausia Schuld, hinter dem sich drei Musiker der aktuellen japanischen Progressive Rock Szene verbergen. Akihisa Tsuboy violiniert ansonsten bei KBB, Source K. Adachi gitarrisiert Adachi Kyodai und Yukihiro Isso bedient neben Blockflöte, so bizarre Instrumente wie Shinobue(?) und Dengakubue (??). Der Ansatz der drei ist rein akustisch angelegt. Sie spielen quasi kammermusikalischen Prog "Unplugged". Hin und wieder kommen klassische Momente auf, selbst mittelalterliche Wohlklang verbreitet sich ganz unverhofft. Doch meist geht es ganz anders zur Sache. Die Gitarre hält sich wohltuend zurück, aber vor allem Flöte und Geige werden fast bis zum Zerreißen der Nerven malträtiert. Da flirren einem die hohen Töne nur so um die Ohren, jetzt weiß ich endlich, welche Qual sich hinter dem Ausspruch "Dir bringe ich gleich die Flötentöne bei" verbergen kann. Die Grenze zwischen filigraner Musikalität und überdrehtem Gequietsche - vor allem basierend auf traditionellen Klängen japanischer Musik, die für westlich Ohren nicht gerade leicht zu verdauen ist - ist ein stetes Ausbalancieren, dem nur durch die eigene Belastbarkeit Grenzen gesetzt wird. Das handwerkliche Können der Drei steht außer Frage, es kommt eben ganz darauf an, wie man selbst mit deren Interpretation klar kommt. Akustisch heftig und für mich leider, trotz aller Offenheit und Toleranz, nur bedingt auszuhalten. Tut mir leid meine japanischen Freunde!

Kristian Selm



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