CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Hoppy Kamiyama - Testify my love * Box of laughter / Dueling pages
(68:54, Infinite Records, 2002)

Die Vielseitigkeit Hoppy Kamiyamas findet in dieser CD einen weiteren Ausdruck. "Testify my love" ist der Soundtrack des Films "Bleu visions" von Maria Beatty. Hoppy Kamiyama schrieb die Musik, die im ersten Teil von einem Streichquartett und Hoppy (Electronics - Digital President & Gram Pot) eingespielt wurde. An klassischer Musik orientiert, findet Hoppy zu Harmonien, die eigentlich nicht möglich, oder im klassischen Sinn angebracht sind. Dabei wird Minimal Music gestreift, die in einigen Stücken zum Ausdruck kommt. Ansonsten ist die harmonische Musik so etwas wie der Pferdefuß klassischer Notierungen, als würde ein bekiffter Komponist zu wütendem Humor ausholen, der jede Idee karikiert. Trotz des ironischen Ausdrucks hat die Musik durchaus ernsthaften Charakter und hohes Niveau, wenn europäisch-klassisch geprägte Hörer auch erstaunt und irritiert sein werden. Hoppy Kamiyama ist ein grenzenloser Musiker, der anscheinend keine Furcht hat, sich in den verschiedenen Fächern auszutoben und damit erfolgreich verfährt. Teil 2 der CD, "Box of Laughter" übertitelt, ist viel avantgardistischer. Ohne Streichquartett, dafür mit Musikern, die, was immer das bedeuten mag, andere Musiker spielen (!?!). Percussion trifft auf eigenartigen Gesang. Vor allem in "Drums & wired", das eintönig und wirr in 20 Minuten wie Hypnose wirkt und damit Empfindsamkeiten abbaut. Ein ambient-narkotisches Stück, das nur in bestimmten Momenten zu ertragen ist. Wer jedoch Probleme beim Einschlafen hat, kann sicher sein, es in diesen 20 Minuten zu schaffen. Spätestens beim abschließenden 8-minütigen "Black & white", das monoton auf einem dunklen Ton schwingt, während ein zweiter Ton ein dezentes Rauschen erklingen lässt, werden die Lebensgeister in den Schlaf sinken. Seltsame Musik, ungewöhnlich, aber längst nicht uninteressant.

Volkmar Mantei



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