CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Igzit-Nine - Igzit-Nine
(42:45, Poseidon / Musea, 2003)

Die große Zeit der japanischen Sinfonic Progbands scheint vorbei zu sein, denn außer Ars Nova und Gerard ist es inzwischen recht ruhig aus dem sinfonischen, melodischen Progressive Bereich im Land der aufgehenden Sonne geworden. Ganz im Gegensatz zu den 80ern, als es hier noch einiges zu entdecken gab (Vienna bzw. Deja Vu, um nur zwei zu nennen) - natürlich nur bei entsprechendem Kleingeld im Geldbeutel. Dafür gibt es heutzutage, immer mehr hervorragende Bands aus dem Jazz Prog Rock Bereich zu entdecken. Waren die ebenfalls seit den 80ern aktiven Kenso einer der Vorreiter für dieses Genre, so beackern inzwischen Bands wie KBB oder Side Steps dieses Feld ebenfalls äußerst erfolgreich. Als weitere Band von ansprechender Klasse, stoßen mit ihrem namenlosen Debüt nun Igzit-Nine hinzu. Die acht, reinen Instrumentalnummern kommen technisch sehr versiert, inhaltlich gut gefüllt, aber dennoch mit strukturellen Gehalt daher. Es geht tempomäßig meist im oberen Mid-Tempo Bereich zur Sache, wobei Gitarre und Keyboards die solistischen Vorreiter sind, der Sechssaiter insgesamt die dominantere Rolle ausübt. Trotzdem kommen die Keyboards keineswegs zu kurz. Durch das geschickte Einflechten von sinfonischen Parts, jede Menge lockeren Rockelementen, hält sich die Kopflastigkeit im Gegensatz zu anderen rein instrumentalen Frickelscheiben in durchaus vertretbaren Grenzen. Überhaupt: hier wird meist songdienlich gefrickelt. Es geht bei diesem Album keineswegs darum zu beweisen, welch irrsinnigen Taktwechsel oder Notenfolgen man drauf hat, sondern das Bandgefüge agiert druckvoll in kompakten Arrangements, bewahrt sich eine lockere Spielweise. Als Gegenargument könnte man demnach höchstens entgegenhalten, dass Igzit-Nine nicht unbedingt wirkliche Wagnisse eingehen, sondern auf sicherem Terrain bleiben. Da es aber zudem keinen japanischen Kastratengesang zu ertragen gibt, der hohe Importpreis wegen Direktvertrieb über Musea wegfällt, darf jeder, der mit einer Mischung aus Jazz Rock und Progressive Rock etwas anfangen kann, dieses Album guten Gewissens antesten. Hörbeispiele befinden sich auf der Musea Homepage.

Kristian Selm



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