CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)
Trey Gunn - Untune the sky
(68:30, InsideOut, 2003)
Seit 1994 gehörte Trey Gunn zum festen Kern von King Crimson. Stand er zu Beginn der Doppeltrio Besetzung noch im Schatten von Tony Levin, so hat er sich inzwischen, vor allem durch sein unverwechselbares Warr Guitar Spiel (10-saitiges Instrument, welches ähnlich wie der Chapman Stick, ge-"tapped" wird) in der Band nicht nur klanglich etabliert. "Untune the sky" ist eine Retrospektive über seine bisher erschienen Soloalben. Unter den diversen Gastmusikern, haben ebenfalls seine ehemaligen Bandkollegen Pat Mastelotto und Robert Fripp ihre Auftritte. Musikalisch sind die Songs des in Seattle lebenden Multi-Instrumentalisten unüberhörbar crimsonesk beeinflusst. Neben seinem typischen, groovigen Bass-Spiel - dem prägenden Element, welches alle Songs als roter Faden zusammenhält - bleibt genügend Platz für verqueres Gitarrengesäge, hüpfende Rhythmen, elektronische Einsprengsel, ganz so wie man dies von den King Crimson Album seit "Thrak" kennt. Trey Gunn startet mit schweren Kalibern in Komplexität, fährt zu Beginn massenweise mystische und wuchtige Sounds auf. Diese Brachialattacke währt jedoch nur kurz, denn soundscapeartige Klanggemälde sorgen im weiteren Verlauf der CD für die nötige Ruhe, die inhaltliche Balance. Je nach Sichtweise ist dabei eine gewisse Langatmigkeit nicht von der Hand zu weisen. Was sein Album von seiner ehemaligen Stammband jedoch unterscheidet, sind die vermehrt weltmusikalischen Elemente. Tabla, Saz und Percussion sorgen für orientalisches Flair. Die gelegentlichen Gesänge sind ebenfalls mehr im lautmalerischen, die Stimmung unterstützenden Bereich einzuordnen. Durchzogen von melancholischer Traurigkeit, aber auch fragiler Schönheit wandern die erdachten Tonfolgen fast schon schwebend durch den Äther. Ein weiterer, interessanter Mosaikstein in der umfangreichen Diskografie der King Crimson Familie.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004