CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Galleon - From land to ocean
(58:54 + 52:09, Progress Records, 2003)

Nach Ihrem letzten Album "Beyond dreams" aus dem Jahre 2000, war es doch recht ruhig um die schwedische Band Galleon geworden, ja sie gerieten fast schon etwas in Vergessenheit. Doch wie heißt es so schön "In der Ruhe liegt die Kraft" denn was sich die Band mit Ihrem aktuellen Output "From land to ocean" erarbeitet hat ist aller Ehren Wert. Beste Prog Unterhaltung mit einer Spielzeit von ca. 110 Minuten, in überzeugende und mitreisender Weise dargeboten, ohne überflüssige Längen und nennenswerte Qualitätsverluste. Und dass noch als Konzeptwerk, Prog-Herz was willst du mehr? Wie schon beim oben genannten Vorgänger-Album zuhören war, entfernte man sich wieder konsequent vom klassischem Neo Prog mit all seinen dazugehörigen Klischees, und begibt sich stärker ins Fahrwasser des typischen 70er Jahre Progressive Rock. Gerade der oft zu überdrehte Bombast ist so gut wie nicht mehr zu erkennen, und dass ist auch gut so. Denn dadurch klingt man interessanter, abwechslungsreicher, und für Galleon Verhältnisse sogar etwas komplexer. Dies liegt aber auch am Mitwirken von diversen Gastmusikern, an Drums, Irish Bozouki, Flöte und weibliche Vocals, die dem ganzen eine etwas folkige Note beisteuern. Aber auch das variationsreiche, und rauere Gitarrenspiel von Sven Larsson, trägt seinen Teil dazu bei, erinnert irgendwie an die Spielart von Alan Morse (Spockïs Beard), es sind sogar an manchen Stellen etwas Frippïsche oder Steve Howe Klänge auszumachen. Natürlich sind die Neo Prog Wurzeln nicht ganz zu Verleugnen, doch ist es einfach gelungen die richtige Balance zwischen wunderschönen Melodie Bögen die nie zu überdreht wirkenden, und leicht verschachtelte Passagen zu finden. "From land to ocean" ist aufgeteilt in CD-1, betitelt mit "The land" bestehend aus drei Long Songs mit 11:32 / 9:53 / 14:36 Minuten Laufzeit, und vier kürzern Stücken, darunter auch ein recht munteres Instrumentalstück. Wobei aber vor allem der letzte Titel "The price" heraussticht, der mit ausufernden Instrumentalpassagen eine ergreifende Atmosphäre erzeugt. CD-2 mit "The ocean" betitelt besteht aus einem 52 Minuten Epos, der das absolute Highlight der CD darstellt. Hier spielt die Band Ihre angesprochenen Stärken vollsten aus. Hervorzuheben ist dabei auch die Keyboard- und Klavierarbeit von Ulf Pettersson, der einfach ein tolles Gespür für interessante Melodien besitzt. Zu kritisieren gibt es eigentlich nicht sehr viel, lediglich der Gesang von Göran Fors, der einfach zu ausdruckschwach und etwas zu glattgebügelt klingt. Und eventuell noch die etwas fade Covergestaltung, doch dies ist ja nur als Randerscheinung zu werten. Inhaltlich handelt das Konzept um die Evolution von Erde, Tier und Mensch, und die unsinnige Zerstörung der Umwelt durch die Gesellschaft. Dies wird alles sehr verbittert, fast schon schwarzmalerisch beschrieben. Insgesamt betrachtet haben sich die Schweden mit dieser Veröffentlichung von einer gewissen Mittelmäßigkeit der Vorgängeralben befreit. Auch wenn das hohe Niveau nicht für jeden Titel zutrifft, doch bei der Gesamtspielzeit fallen diese Stücke gar nicht groß ins Gewicht, und bieten zu dem immer noch guten Prog Rock. Verstecken vor ebenfalls erschienenen Konzeptalben wie zum Beispiel "The visitor" von Arena, "Subterranea" von IQ oder aktueller "Snow" von Spockïs Beard, braucht man sich keines Wegs. Auch wenn einige instrumentelle Arrangements nicht ganz so 100 Prozent perfekt klingen wie es eben bei den genannten Bands der Fall ist, doch können Galleon, produktionstechnisch auch nicht ganz so aus dem vollen schöpfen. Die Kompositionen sind jedoch zum Großteil keinen Deut schlechter.

Andreas Kiefer



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